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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Deutsche Bank Kredit aufgezehrt Stefan Schelp

Bielefeld (ots)

Jürgen Fitschen, Ko-Chef der Deutschen Bank, galt lange Jahre als Sympathieträger des Kredithauses. Beim Bielefelder Neujahrsempfang der Bank bekam er Jahr für Jahr den wohlwollenden Applaus der Kundschaft. Das war zwar auch in diesem Jahr in der vergangenen Woche nicht anders. Aber das Locker-Entspannte der vergangenen Auftritte ist dahin. Wer wollte, konnte es spüren. Und Fitschen selbst hat es natürlich auch bemerkt: Der Kredit ist aufgezehrt. Die Geduld mit Deutschlands größter Geldbank schwin-det. Da kann Fitschen noch so oft verkünden, die negativen Schlagzeilen zur Deutschen Bank seien Schlagzeilen der Vergangenheit. Da kann aus Frankfurt noch so oft verlauten, ebendiese Schlagzeilen könnten das Haus nicht schrecken, weil die Dinge ohnehin längst bekannt seien. Dafür sind es inzwischen einfach zu viele Dinge, die die Deutsche Bank in Erklärungsnöte bringen. US-Hypotheken aus den Zeiten der Finanzkrise, Manipulationen beim Libor-Zins, Schiebereien bei Devisenkursen, die Mitschuld an der Pleite des Kirch-Konzerns - überall ist die Deutsche Bank dabei. Für diese offenen Posten hat das Bankhaus Milliarden von Euro zurückgelegt. Geld, das die Banker natürlich viel lieber als Gewinn ausgewiesen hätten. Auch wenn die Verfehlungen die Schlagzeilen der Vergangenheit sind, sorgen sie doch dafür, dass die Zahlen der Gegenwart schlecht aussehen. So schlecht, dass die Börse darauf mit merklichen Kursverlusten reagiert. Dass die Bank diese Zahlen anderthalb Wochen früher veröffentlicht hat als geplant, spricht in diesem Zusammenhang Bände. Die Last der Vergangenheit sollte offenbar abgeräumt werden. Zu ihrem Amtsantritt haben Fitschen und sein Ko-Vorstand Anshu Jain einen Kurswechsel versprochen. Kulturwandel nennen sie den großen Plan, der die Deutsche Bank endlich wieder nach vorn bringen soll. Für diesen Kulturwandel ist es jetzt wahrlich an der Zeit.

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