Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Gefahr einer neuen Schweinepest Rückkehr der Nachdenklichkeit MATTHIAS BUNGEROTH
Bielefeld (ots)
Experten sind sich sicher: Sollte die Afrikanische Schweinepest (ASP) auch in Deutschland ausbrechen, wären die Folgen verheerend. Denn fast alle von dem Virus befallene Tiere sterben innerhalb von fünf bis zehn Tagen, berichtet das renommierte Friedrich-Loeffler-Institut in Greifswald. Tritt die Seuche in einem der wichtigen Zentren der Fleischverarbeitung in Deutschland, auf, also etwa in Ostwestfalen-Lippe, wäre der wirtschaftliche Schaden unabsehbar. Doch die heimischen Landwirte tun gut daran, angesichts dieses Szenarios jetzt auch ethische Grundsatzfragen anzuschneiden. Müssen im Falle von Infektionen in Schweinebeständen in Deutschland komplette Tierbestände in den Betrieben gekeult werden, ist es verständlich, dass den jeweiligen Bauern das Herz blutet. Hier geht es um Grundsatzfragen des Umgangs mit Ressourcen, die die Schöpfung uns allen in begrenzter Menge und auf Zeit zur Verfügung gestellt hat. Doch die globale Wirtschaft, die auch in der Lebensmittelproduktion und -versorgung längst Einzug gehalten hat, hat zu einer Kurzatmigkeit in der Politik geführt, die in solchen Situationen ihre Schwächen offenbart. Handelsschranken werden oftmals kurzfristig und willkürlich verhängt oder wieder aufgehoben. Ob hier politische oder faktische Gründe die Hauptrolle spielen, ist oft nur für Insider zu erkennen, wenn überhaupt. Das Pendel bewegt sich zwischen Protektionismus sowie Versorgungsaspekten und medizinischen Argumenten hin und her. Ein undurchschaubares Dickicht. Es wird Zeit für eine neue Nachdenklichkeit und eine nachhaltige Politik auf diesem Sektor. Wenn es möglich ist, einen Impfstoff gegen die afrikanische Schweinepest zu entwickeln, sollte diese Option ernsthaft in Erwägung gezogen werden. Das massenhafte Töten von Tierbeständen als einziger Ausweg aus einer Seuche ist die schlechteste aller Optionen. Nachdenklichkeit steht auch Verbrauchern gut zu Gesicht. Weggeworfene Reste von Speisen, die aus Seuchengebieten mitgebracht wurden und hier zum Beispiel in einem Gebüsch am Rande einer Autobahn landen, können Auslöser für eine neue Tierseuche sein. Achtlosigkeit, die nicht nötig ist.
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