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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Deutsche Parteienlandschaft Brodeln unter der Oberfläche Alexandra Jacobson, Berlin

Bielefeld (ots)

Deutschland hat es gut. Hier gibt es keine rechtsradikale Partei, die stärkste Kraft geworden ist, wie den Front National in Frankreich. Das erschreckende Ergebnis im Nachbarland zeigt, welche Frustrationen unter der Oberfläche des Parteiensystems auf dem alten Kontinent brodeln. Alte Gespenster kehren zurück und damit verbunden ebenso alte Ressentiments und die Sehnsucht nach einem neuen Nationalismus. Die Alternative für Deutschland (AfD), die sieben Prozent erreichte, distanziert sich vom Front National und tut so, als sei sie eine ganz normale Partei aus dem bürgerlichen Spektrum. Doch die AfD ist keineswegs eine harmlose Spielwiese für altmodische D-Mark-Verliebte Akademiker im reifen Alter. In Thüringen etwa verbreitet ein Mitglied des Landesvorstands die Parole, dass Ausländerfeindlichkeit in Deutschland "biologisch normal" sei. Die AfD ist näher am Front National als Olaf Henkel jemals zugeben würde. Dass die Union mit so einer Partei nicht zusammenarbeiten will, ist eine absolut richtige Entscheidung. Doch ausgestanden ist die Sache damit nicht. Der Union droht hier erstmals eine Konkurrenz am rechten Rand, die vielleicht sogar dauerhaft frustrierte Wähler abspenstig macht. CDU und CSU werden sich eines Tages nach der FDP zurücksehnen. Ob sich die Liberalen nun vollends von der politischen Bühne abgemeldet haben, ist eine andere Frage, die der Wahlsonntag aufwirft. Im Moment spricht viel dafür. Aber die FDP war schon oft am Ende und hat das Comeback doch immer wieder geschafft. Hoch zufrieden zeigt sich die SPD und sie hat einen Grund dafür. Sollte es dieses Mal tatsächlich so sein, dass sich die Rolle des Juniorpartners auszahlt? Bedeutet Große Koalition auf einmal nicht mehr, vier Jahre lang mit zusammengebissenen Zähnen auf eine Chance zu warten, die angeblich nie kommt? Eine endgültige Antwort darauf gibt es aber erst 2017.

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