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Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Die Frauenquote kommt Kulturkampf Alexandra Jacobson, berlin

Bielefeld (ots)

Manchmal braucht es einfach viel Geduld: Vor 30 Jahren existierten bereits Forderungen nach einer gesetzlichen Frauenquote für die Wirtschaft. Dass es erst jetzt zu einem Gesetz kommt, hat auch mit dem großen Langmut der Politik zu tun. Die Hoffnung war, dass die Unternehmen ohne gesetzlichen Druck ihre oberen Etagen stärker für Frauen öffnen. Selbstverpflichtungen und Sonntagsreden gab es genug. Passiert ist wenig. Im Gegenteil: Nach den neuen Zahlen sinkt die Zahl der Frauen in den Vorständen deutscher Unternehmen wieder. Die Lage wird sich mit dem Gesetz zur Frauenquote nicht über Nacht ändern. Die Regelungen sind sowohl kompliziert als auch behutsam. Trotzdem hatte man in den vergangenen Wochen das Gefühl, einem Kulturkampf beizuwohnen. Vor allem in der CSU, aber auch in der CDU formierte sich hartnäckiger Widerstand, so als seien die Festlegungen im Koalitionsvertrag an dieser Stelle nicht ernst gemeint. Unionsfraktionschef Volker Kauder giftete in Richtung SPD-Familienministerin. Kauder, der sonst der CDU-Chefin Angela Merkel fast immer folgt, zeigte sich auf einmal bockig. Obwohl Merkel keine Gelegenheit ausließ, sich eindeutig pro Quote zu positionieren. Trotzdem murrte auch die CSU laut und deutlich und behauptete, die Quote schade der Wirtschaft. In solchen Momenten zeigt es sich, dass der CDU-Modernisierungskurs von Angela Merkel kein ganz so einfacher Spaziergang ist. Die Frauenquote bleibt in Teilen der Union eine ungeliebte Forderung. Erschwerend kommt hinzu, dass einige in CDU und CSU das Gefühl haben, dass es mit den Zugeständnissen an die SPD ein Ende haben müsste. Doch das sind alles Rückzugsgefechte. Die Quote kommt und die Unternehmen, die mit der Zeit gehen, werden sich rechtzeitig darauf vorbereiten. Es ist nicht einzusehen, warum es schädlich sein soll, wenn die vielen hochqualifizierten Frauen in der Republik nicht mehr an die gläserne Decke stoßen. Diese Barriere hat bisher oft einen Aufstieg verhindert, weil es für die Manager bei Besetzungen so viel einfacher war, auf die mächtigen Männernetzwerke zurückzugreifen. Selbst wenn dadurch das große Potenzial der Frauen ungenutzt blieb. alexandra.

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