Neue Westfälische (Bielefeld): Friedensnobelpreis für Atomwaffen-Gegner Warnung und Ohrfeige Miriam Scharlibbe
Bielefeld (ots)
Der Preis für die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (Ican) ist mehr als eine Anerkennung für das weltumspannende Aktivistennetzwerk. Es ist eine Warnung in Richtung der Atommächte, und eine Ohrfeige für Deutschland. Das hat die Bundesregierung nicht verstanden. Der größte Erfolg von Ican wurde in Deutschland wenig beachtet, da im Juli zeitgleich der G-20-Gipfel in Hamburg alle öffentliche Aufmerksamkeit beanspruchte. 122 Staaten beschlossen einen Vertrag zum Verbot von Atomwaffen. Deutschland war nicht dabei. Die Bundesrepublik ist keine Atommacht, gehört aber zu den Unterstützerstaaten. In der Eifel lagern amerikanische Atomwaffen metertief in der Erde. Auskünfte der Bundesregierung gibt es dazu nicht. Dafür werden unsere Politiker nicht müde, sich zum Ziel einer atomwaffenfreien Welt zu bekennen. Sie gratulieren sogar den Preisträgern - und stellen sich dennoch weiter gegen ein Verbot. Damit wird Deutschland seinem Gewicht in der Welt nicht gerecht. Während sich unberechenbare Staatschefs in den USA und Nordkorea beinahe täglich mit Kriegserklärungen übertreffen, kann doch keine Regierung noch ernsthaft behaupten, Atomwaffen trügen zur Friedenssicherung bei. Es wäre naiv zu glauben, dass sich Atommächte durch den Nobelpreis zur Umkehr bewegen ließen. Für die Unterstützerstaaten aber wäre es die Gelegenheit. Der Preis ist aber auch deshalb wichtig, weil er in Zeiten, in denen Kritiker die Friedensbewegung schon totgesagt hatten, ein außergewöhnliches Engagement ehrt. Einerseits sind da Aktivisten, die seit Jahrzehnten für ihre Vision kämpfen, andererseits ist das Führungsgremium von Ican außergewöhnlich jung, Chefin Beatrice Fihn ist 34, ihr Team im ähnlichen Alter. Diese Generation hatte das Glück, in Frieden aufzuwachsen. Wettrüsten, Atombomben, Krieg waren Begriffe aus dem Geschichtsunterricht. Ihre Angst, ihr Engagement zeigt, wie ernst die Lage ist. Studien von Ican zeichnen ein düsteres Szenario: Selbst ein Atomkrieg zwischen nur zwei Staaten würde die Temperatur auf der gesamten Erde um ein Grad senken. Eine Rußschicht würde sich über den Planeten legen, Ernten vernichten, Hungersnöte auslösen. Menschen würden sterben. Unzählige. Wir könnten die Folgen nicht heilen. Darum muss ein Atomkrieg unter allen Umständen verhindert werden.
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