Neue Westfälische (Bielefeld): Der deutsche Fußball und seine Helfer Abgehobene Verlierer Thomas Seim
Bielefeld (ots)
Das Image-Problem des deutschen Fußballs ist so groß wie noch nie. Bei der schönsten Nebensache der Welt offenbart sich zurzeit ein Abgrund an Eitelkeit, Selbstsucht und Gier - das sind nur drei offensichtliche der sieben Todsünden. Der Fan wendet sich ab mit Grausen und mit Gründen. Ein paar davon: Volkswagen spendiert als neuer Generalsponsor der Nationalmannschaft den neuen Mannschaftsbus. Die Spieler dürfen jetzt und bei künftigen Spielen im flauschigen MAN statt des luxuriösen Mercedes-Bus Platz nehmen. Erinnern wir uns falsch oder sitzen da auch WM-Versager von 2018 in dem dieselgetriebenen Bus eines Autokonzerns, der sich gerade der Klagen und Forderungen dieselgeschädigter Kunden erwehren muss? Die Spieler der deutschen Nationalelf sollen 300.000 Euro für den Gewinn des Titels eines Europameisters erhalten. Nichts gegen Siegprämien, aber gab es eigentlich Abzüge vom Marktwert für das Ausscheiden bei der WM oder gar für den Abstieg in die B-Klasse der europäischen Nations-League? Der DFB behält sich ein Veto-Recht für Journalisten-Berichte aus seinem "Video-Keller" vor, in dem seit einiger Zeit - für die Zuschauer nicht immer nachvollziehbar - Entscheidungen geprüft und korrigiert werden. Nun mag man dem Ex-Journalisten und heutigen DFB-Präsidenten Reinhard Grindel zugute halten, dass er selbst als Hauptstadt-Korrespondenten in Bonn dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl auf Dienstreisen nicht gerade mit den kritischsten Fragen wahrgenommen wurde. Man kann sicher nachsichtig seine Schwäche zur Kenntnis nehmen, dass er kritische Fragen mit dem Abbruch eines Gesprächs, zum Beispiel im Deutschlandfunk, quittiert. Aber darf man dem sicher bedeutenden und wichtigen Fußball-Chef in der Demokratie Deutschlands ein Recht zum Veto gegen journalistische Recherche oder Berichterstattung einräumen? Die aktuelle DFB-Führung und ihre Partner verhalten sich so abgehoben, dass man beginnt, sich nach den sicher nicht fehlerfreien und sehr kritisch zu beurteilenden Vorgängern zurückzusehnen. Sicher jedenfalls kann man beiden Seiten zurufen, dass sie ihr Dasein als Verlierer mit der bisherigen Strategie nicht ins Positive werden wenden können. Als abgehobene Verlierer allerdings werden sie auch nicht sehr lange dort weitermachen können, wo sie derzeit sind. Man könnte sich ja derweil mit Liga-Fußball trösten. Leider muss man - nicht nur, wenn man an teure Frisuren denkt - fürchten, dass die Bodenhaftung auch dort nicht immer reicht.
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