Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Kampf gegen den Lehrermangel in NRW Die Mutter aller Schulprobleme Lothar Schmalen, Düsseldorf
Bielefeld (ots)
Nordrhein-Westfalens Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) ist auf vielen Baustellen unterwegs. Die größten Fortschritte hat sie sicher bei der Rück-umstellung von G8 auf G9 erzielen können. Hier kann sie den Lohn ihrer Mühen zum Schuljahresbeginn ernten. Die Umstellung beginnt - und zwar ohne große Reibungsverluste. Der G9-Landtagsbeschluss war einstimmig, fast 100 Prozent der Gymnasien vollziehen die Umstellung mit. Aber man muss es ehrlich sagen - verglichen mit den anderen Schulformen, sind die Gymnasien in einer glücklichen Lage. Und damit wären wir bei einer Baustelle, auf der die rührige Schulministerin bislang kaum Fortschritte machen konnte: dem Lehrermangel. Die Quote der freien Stellen, die zum Schuljahresbeginn nicht besetzt werden konnten, ist sogar angestiegen. Während die Gymnasien davon relativ wenig betroffen sind, ist der Lehrermangel an anderen Schulformen dramatisch. Seiteneinstiege von Nichtpädagogen und die Reaktivierung pensionierter Lehrer sind zwar theoretisch gute Ideen, in der Praxis aber nur Tropfen auf den heißen Stein. Das eigentliche Problem, vor allem bei den Grundschullehrern und den Sonderpädagogen, sind fehlende Ausbildungsplätze. Auch eine noch so tüchtige Ministerin kann sich die Lehrer nicht backen. Fakt ist: Es wollen nicht zu wenige junge Leute Grundschullehrer werden, sondern es gibt zu wenig Studienplätze. Deshalb ist der Verweis auf das immer noch ungelöste Problem der schlechteren Bezahlung für Grundschullehrer wenig hilfreich. Auch wenn die Gehälter aus anderen Gründen, nämlich der Gerechtigkeit, dringend angehoben werden sollten. Mit der Schaffung von zusätzlichen Studienplätzen versucht Gebauer verzweifelt, die Versäumnisse der Vergangenheit auszugleichen. Dabei könnte ruhig noch etwas mehr Gas gegeben werden. Denn der Lehrermangel ist die Mutter aller Probleme an den Schulen - nicht nur in NRW. Ministerin Gebauer wird wissen: Was nützt es, wenn das Land bei der Umstellung auf G9 und beim Neuanfang der Inklusion tausende von zusätzlichen Lehrerstellen einrichtet, diese aber nicht besetzen kann, weil es an Lehrern fehlt. Um im Bild zu bleiben: Die Ministerin sollte deshalb möglichst viele Baufahrzeuge, Kräne und Bauarbeiter auf ihre wichtigste Baustelle schicken: den Kampf gegen den Lehrermangel.
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