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Und nun?
Kommentar von Andreas Härtel zum Klimagipfel

Mainz (ots)

Zwei Wochen Verhandlungen auf dem Klimagipfel, 36 Stunden Verlängerung - und am Ende steht das, was man gerne einen historischen Durchbruch nennen würde: Mit der Einigung auf einen Fonds zur Bewältigung von Klimaschäden und Verlusten in den besonders von der Erderwärmung bedrohten Ländern ist eine alte Forderung der Entwicklungsländer erfüllt; es ist wie ein Eingeständnis der Industrieländer, Schuld an der Erderwärmung zu tragen. Allerdings ist der Beschluss nicht mehr als ein Lippenbekenntnis, weil er nicht mit Leben gefüllt ist. Eine Kommission soll jetzt erst einmal über die Ausgestaltung diskutieren - und über die Ergebnisse der Kommission wiederum soll beim Klimagipfel 2023 in Dubai beraten werden. Also bleibt die Frage, wie viel am Ende von der guten Idee übrig bleibt. Zudem hat man sich in Scharm el Scheich um die große Frage gedrückt, welche Rolle China in diesem Zusammenhang spielen soll. Noch gilt der größte CO2-Emittent der Welt als Entwicklungsland, das tatsächlich Geld aus dem Fonds bekommen könnte. Rational ist das nicht. Offensichtlich ist es den Verhandlern aus Peking gelungen, mit wirtschaftlichem Druck auf Entwicklungsländer den vor 30 Jahren festgelegten Status der Volksrepublik zu bewahren. Die Einigung überdeckt aber auch, dass es weiterhin kein Geld der Industrieländer für den Klimaschutz in ärmeren Ländern geben wird, also für die Verhinderung von Schäden, für die das Geld im Fonds da sein soll. Und dass man sich zwar auch auf eine Bestätigung des 1,5-Grad-Ziels geeinigt hat, sich aber nicht einem generellen Aus für fossile Energieträger annähern konnte. Sind solche Gipfel also überhaupt noch zeitgemäß? Nun ja, in Ägypten kam besonders viel zusammen. Ein Tagungsort in einem autoritären Staat. Eine mangelhafte Infrastruktur. Eine chaotische Verhandlungsführung, die Teilnehmer daran zweifeln ließ, dass der Gastgeber wirklich ein Interesse an einer Einigung hat. Und dennoch stellt so mancher wieder ganz allgemein die Frage, ob es auch unter Klimagesichtspunkten noch angemessen sein kann, 34.000 Gipfelteilnehmer aus aller Welt zusammenzufliegen, nur um dann über Minimalkompromisse zu diskutieren. Die Antwort darauf ist zwiespältig. So wäre es auf jeden Fall von Vorteil, wenn es einen Klub der Willigen gäbe, der in der Klimakrise vorangeht, unabhängig von Gipfeln. Doch wie könnte man dann verhindern, dass sich alle anderen zurücklehnen? Nein, es bräuchte auch dann noch den Austausch der Welt in dieser Frage; es wäre sogar ein intensiverer Austausch möglich über Maßnahmen und deren Erfolge oder Misserfolge. Die Erde geht ja auch alle an. Und niemand soll sich drücken können.

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