Panorama: Italienischer Staatsanwalt wirft Cap Anamur Lügen vor Elias Bierdel weist Vorwürfe zurück
Hamburg (ots)
In einem Interview mit dem ARD-Politmagazin Panorama (Sendung Donnerstag, 5. August, 20.15 Uhr im Ersten) wirft der italienische Oberstaatsanwalt Ignazio de Francisci der Cap Anamur eine PR-Aktion vor, die gegen das italienische Einwanderungsgesetz verstoßen habe. Die Verantwortlichen der Cap Anamur sollen die italienischen Behörden über den Hergang der Rettungsaktion bewusst getäuscht haben. In einem Funkspruch vom 1. Juli habe die Cap Anamur nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft behauptet, sie hätte die 37 Flüchtlinge am Vortag, also am 30. Juni aus Seenot gerettet. Das war eine Lüge, so Staatsanwalt de Francisci, in Wahrheit seien die Flüchtlinge bereits am 20. Juni aus Seenot gerettet worden.
Was die genaue Reiseroute angeht, haben sich Elias Bierdel und Kapitän Stefan Schmidt offenbar auch in Widersprüche verwickelt. Das geht aus dem Beschluss des Untersuchungsrichters in Agrigent hervor, der Panorama vorliegt. Darin wird die Untersuchungshaft gegen Bierdel und Kapitän Schmidt aufgehoben, aber ein Aufenthaltsverbot verhängt. In dem Dokument heißt es, Kapitän Schmidt habe nach seiner Festnahme in einem Verhör abgestritten, dass sich das Schiff nach der Bergung der Flüchtlinge der maltesischen Küste genähert hatte. Bierdel wiederum habe aber, so der Untersuchungsrichter, keine nachvollziehbare Antwort auf die Frage geben können, warum man die Flüchtlinge nicht in Malta an Land gebracht habe. Ferner wirft die Staatsanwaltschaft der Cap Anamur vor, sie habe ein Angebot der italienischen Behörden, die Flüchtlinge mit Motorbooten in den Hafen der Insel Lampedusa zu bringen, abgelehnt. Auch dieses Angebot sei durch den Funkverkehr belegt. Die Küstenwache hatte der Cap Anamur angeboten, die Schiffbrüchigen in kleinere Motorboote zu verfrachten und nach Lampedusa zu bringen, so der Staatsanwalt de Francisci zu Panorama.
Elias Bierdel weist in den Panorama-Beitrag die Vorwürfe zurück. Ich war dabei, es ist nichts dergleichen gesagt worden. Ein solches Angebot habe es nie gegeben. Auch Kapitän Schmidt wies sämtliche Anschuldigungen zurück. Zum Vorwurf, die Cap Anamur habe die italienischen Behörden über den Zeitpunkt der Rettung der Schiffbrüchigen getäuscht, erklärte Bierdel gegenüber Panorama: Das habe ich nie gemacht. Er könne sich den Vorwurf nicht erklären. Wir haben immer öffentlich erklärt, dass die Rettung am 20. Juni war. Möglicherweise habe es ein Missverständnis zwischen seinem Agenten im Hafen und den Behörden gegeben.
Auch kenne er keine Widersprüche zwischen seinen Aussagen und denen von Kapitän Schmidt. Kapitän Schmidt ist ein wunderbarer Mann und sagt sicherlich die Wahrheit. Auch Schmidt wies die Darstellung im Gerichtsbeschluss gegenüber Panorama zurück. Die Anschuldigung der Medieninszenierung hatte Bierdel schon bei seiner Rückkehr nach Deutschland bestritten. Jetzt wird dieser Vorwurf allerdings auch von der Staatsanwaltschaft erhoben. Der Untersuchungsrichter spricht in seinem Beschluss vom Wunsch nach größter Publikumswirksamkeit. Er bescheinigt den Verantwortlichen der Cap Anamur meisterhafte Manipulation der Medien aber auch Beweggründe von moralischer Substanz.
ots-Originaltext: NDR Norddeutscher Rundfunk
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