BDI Bundesverband der Deutschen Industrie
BDI-Präsident Rogowski: Hohe Löhnabschlüsse sind kein Konjunkturmotor
Heidenheim (ots)
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"Mit hohen Lohnabschlüssen die Binnennachfrage nachhaltig stärken zu wollen, wie es die Gewerkschaften fordern, ist völlig unwirtschaftlich", erklärte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Michael Rogowski, anlässlich des Jahresempfanges der IHK Ostwürttemberg in seiner Heimatstadt Heidenheim. "Denn der Kaufkrafteffekt einer Lohnerhöhung ist, verglichen mit den Kosten, die sie im Unternehmen auslöst, viel zu gering."
"Eine Lohnerhöhung von 100 EUR kostet den Betrieb mindestens 120 EUR, denn auf den Lohn werden noch Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung bezahlt. Jedoch beim Arbeitnehmer kommen nur 51 EUR netto an", rechnete Rogowski vor. Der Rest fließe in Steuern und Sozialabgaben. Ein Teil des Nettolohns werde gespart, ein anderer Teil für ausländische Waren und Dienstleistungen, vor allem Auslandsreisen, ausgegeben. Damit blieben zur Nachfrage nach inländischen Gütern im Schnitt nur 34 EUR.
"In die heimische Wirtschaft fließt also kurzfristig nur ein Bruchteil von dem, was der Arbeitgeber mehr bezahlen muss. Mit dieser Milchmädchenrechnung der Kaufkrafttheorie kann man die Wirtschaft bestimmt nicht ankurbeln! Was wir brauchen, sind Anreize für mehr Investitionen, nicht durch Konjunkturprogramme, sondern durch attraktivere Rahmenbedingungen", forderte der BDI-Präsident.
Es sei zwar verständlich, dass sich die Arbeitnehmer einen Teil dessen zurückholen wollten, was der Staat ihnen mit immer höheren Energieabgaben und steigenden Sozialabgaben aus der Tasche ziehe. Die Unternehmen seien dafür aber nicht der geeignete Adressat. "Zudem darf man sich bei den Lohnverhandlungen nicht an den Spitzenreitern einer ganzen Branche orientieren", forderte Rogowski. "Was wir brauchen, sind viel differenziertere Tarifabschlüsse - differenziert nicht nur nach Branchen und Regionen. Die Abschlüsse müssen stärker die Ertragslage der jeweiligen Unternehmen berücksichtigen." Ein Drittel der mittelständischen Unternehmen habe selbst im guten Jahr 2000 keine Gewinne ausweisen können, betonte Rogowski. "Deshalb brauchen wir eine Aufteilung zwischen Grundentlohnung und unternehmensbezogenen Komponenten." Die Grundentlohnung sollte sich am strukturellen Produktivitätsfortschritt ausrichten. Dazu käme eine ertragsabhängige Lohnkomponente, die in den Betrieben ausgehandelt werden müsste.
Zur Situation am Arbeitsmarkt kritisierte Rogowski, dass alle Empfehlungen der Experten in den Wind geschlagen würden. Die im Bündnis für Arbeit beauftragte Studie einer Benchmarking-Gruppe komme zum Ergebnis, dass ohne eine umfassende Flexibilisierung des Arbeitsmarktes kein Wachstum der Beschäftigung möglich sei. "Doch Regierung und Gewerkschaften ignorieren diese Studie weitgehend", so der BDI-Präsident. Für fast alle Maßnahmen der Regierung in der Arbeitsmarktpolitik gelte: "Das Glas ist weder halb voll noch halb leer. Es ist randvoll - leider mit Bremsflüssigkeit statt mit Sprit!"
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