Welternährungsgipfel vom 10. bis 13.Juni in Rom
Mangelnde
Fortschritte bei der Hungerbekämpfung
Bonn (ots)
Um die geplante Halbierung der Zahl der weltweit Hungernden und Unterernährten bis 2015 noch zu erreichen, müssen erheblich größere Anstrengungen als bisher unternommen werden. Dies stellten die Vorsitzende der Welthungerhilfe, Ingeborg Schäuble sowie die Bundesministerinnen Renate Künast und Heidemarie Wieczorek-Zeul übereinstimmend in einer Pressekonferenz heute in Berlin anläßlich des nächste Woche stattfindenden Welternährungsgipfels in Rom fest. In Rom wollen die Regierungen von über 180 Ländern überprüfen, ob sie der Umsetzung der beim letzten Gipfel 1996 verabredeten Ziele näher gekommen sind.
Nach Angaben der Welternährungsorganisation FAO nimmt die Zahl der Hungernden jährlich nur um sechs Millionen ab. Um das Ziel der Halbierung der Zahl auf 400 Millionen bis 2015 jetzt noch zu erreichen, wäre jedoch eine Abnahme um 22 Millionen Menschen pro Jahr notwendig. Die internationale Gemeinschaft müsse diesen unbefriedigenden Zustand als Mahnung und Auftrag verstehen, ihr Engagement bei der weltweiten Hungerbekämpfung zu steigern.
Ingeborg Schäuble äußerte Kritik am fehlenden politischen Willen insbesondere vieler Entwicklungsländer-Regierungen, Hunger- und Armutsbekämpfung eine hohe Priorität einzuräumen. Auch die Industrieländer erschwerten durch Protektionismus und Agrarexportsubventionen eine wirksame Hungerbekämpfung. Schäuble regte den Aufbau einer internationalen Institution an, die sich um die Verfolgung und die Durchsetzung des Ziels kümmere, die Zahl der Armen und Unterernährten bis 2015 zu halbieren. Dies könne etwa ein bei den UN angesiedelter Wirtschafts- und Sozialrat sein.
Die Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, Renate Künast, forderte neue Instrumente im Kampf gegen den Hunger. Ein wesentliches Ziel des Welternährungsgipfels in der kommenden Woche in Rom müsse es daher sein, konkrete Schritte für die Entwicklung eines Verhaltenskodex zum Recht auf Nahrung zu beschließen. Damit ließen sich die Pflichten der Regierungen der Entwicklungsländer, der internationalen Staatengemeinschaft, von Privatunternehmen und gesellschaftlichen Gruppen klarer definieren. "Zirka 70 Prozent aller vom Hunger bedrohten Menschen leben im ländlichen Raum, also da, wo originär Nahrungsmittel produziert werden. Die Entwicklung der ländlichen Räume ist Grundvoraussetzung für die Bekämpfung des Hungers und damit die Reduzierung der Armut und eine möglichst friedliche und gerechte Globalisierung. Dies spiegelt sich in unserem Vorhaben, das Recht auf Nahrung mit einem Verhaltenskodex zu untermauern.", so Künast. Sie verwies zusätzlich auf eine kürzlich von der Bundesregierung mit der FAO abgeschlossene Rahmenvereinbarung über die Zusammenarbeit in der Ernährungssicherung. Dafür stünden in diesem Jahr 8,5 Millionen Euro zur Verfügung. In Rom erwarte sie außerdem intensive Diskussionen über das neue Anti-Hunger-Programm der FAO. "Dieses Programm zielt darauf ab, die Lebensbedingungen hungernder und unterernährter Menschen besonders in den ländlichen Räumen zu verbessern. Das begrüßen wir sehr", so Künast.
Bundesentwicklungsministerin Wieczorek-Zeul betonte, dass die Bundesregierung inzwischen entschieden habe, den Anteil der öffentlichen Mittel der Entwicklungszusammenarbeit am Bruttonationaleinkommen von derzeit 0,27 Prozent auf 0,33 Prozent zu erhöhen. Dabei sei die Armutsbekämpfung das überwölbende Ziel der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. "Wer Hunger bekämpfen will, muss Armut bekämpfen", sagte Wieczorek-Zeul. Sie warnte in diesem Zusammenhang vor einem neuen weltweiten Wettrüsten, welches sich nach Beobachtung von Wissenschaftlern abzeichne. Die weltweit knappen Ressourcen könnten nur einmal ausgegeben werden. "Als die Weltgemeinschaft sich beim Millenniumsgipfel zur Halbierung von Armut und Hunger bis 2015 verpflichtet hatte, war von der Verpflichtung zur Erhöhung der weltweiten Rüstungsausgaben keine Rede", betonte sie.
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