Bandengewalt, Hunger, Vertreibung
Landesdirektorin Annalisa Lombardo aus der belagerten Hauptstadt Port-au-Prince zur eskalierenden Gewalt in Haiti
Bonn/Berlin (ots)
"Die Welthungerhilfe blickt mit großer Sorge auf die Eskalation der Gewalt. Aktuell sind noch 20 der insgesamt 120 Mitarbeitenden im belagerten Port-au-Prince im Einsatz. Wir setzen unsere Arbeit fort, beobachten die Situation aber sehr genau und sind im engen Austausch bezüglich der schnell wechselnden Sicherheitslage in den einzelnen Stadtvierteln. Die Farbcodes auf der Karte des Stadtgebiets von Port-au-Prince können sich schnell ändern, und Orange wird innerhalb weniger Tage, manchmal sogar Stunden, zu Rot. Der grüne Bereich schrumpft, und mit ihm die Zahl der geöffneten Supermärkte und Banken. Alle bereiten sich auf den Belagerungszustand und eine Art Winterschlaf vor, und niemand weiß, wie lange er dauern wird. Es erinnert mich an Becketts Drama... Warten auf Godot, wobei niemand weiß, wie dieser Godot aussehen wird."
"Die Eskalation der Gewalt und die Verbreitung von sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt haben bei Frauen und Mädchen immensen Stress und große Traumata ausgelöst. 7,8 Millionen der knapp 12 Millionen Einwohner*innen können sich nicht mehr ausreichend ernähren. Fast 277.000 Kinder unter fünf Jahren sind von akuter Unterernährung bedroht. Dabei benötigen vor allen Dingen Kinder neben einer gesunden Ernährung ein sicheres Lernumfeld: Bildung ist für die künftige Stabilität von entscheidender Bedeutung und die Bemühungen für einen geregelten Schulbetrieb müssen Vorrang haben. Sonst wächst eine verlorene Generation heran."
"Die Welthungerhilfe fordert die internationalen Geber und Durchführungspartner auf, die Mittel für den humanitären Reaktionsplan für Haiti aufzustocken, um eine rasche und wirksame Ausweitung der humanitären Hilfe zu gewährleisten. Dafür benötigen wir einen gemeinsamen Fahrplan (Roadmap) der internationalen Gemeinschaft, um sowohl die Ursachen der Krise zu bekämpfen als auch den Schutz der Bevölkerung zu gewährleisten, die Koordinierungsmaßnahmen zu stärken und flexible Finanzierungsmechanismen bereitzustellen."
Zurzeit bereiten wir die Unterstützung der Bevölkerung in den am stärksten betroffenen Vierteln von Port-au-Prince vor und sind in Gesprächen mit nationalen Partnerorganisationen. Dafür sind wir weiterhin dringend auf private Spenden angewiesen. Für 2024 beziffern die Vereinten Nationen den finanziellen Bedarf für humanitäre Hilfe auf 674 Millionen US-Dollar; davon sind aber bisher lediglich 2 % finanziert.
Die Landesdirektorin Annalisa Lombardo steht auf Anfrage in Port-au-Prince für Interviews zur Verfügung.
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Die Welthungerhilfe ist eine der größten privaten Hilfsorganisationen in Deutschland; politisch und konfessionell unabhängig. Sie kämpft für "Zero Hunger bis 2030". Seit ihrer Gründung wurden mehr als 11.498 Auslandsprojekte in 72 Ländern mit 4,75 Milliarden Euro gefördert. Die Welthungerhilfe arbeitet nach dem Grundprinzip der Hilfe zur Selbsthilfe: von der schnellen Katastrophenhilfe über den Wiederaufbau bis zu langfristigen Projekten der Entwicklungszusammenarbeit mit nationalen und internationalen Partnerorganisationen.
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