BahnBau 2002: Auf dem Weg nach Europa
Berlin (ots)
Fachtagung, Workshop und Firmenpräsentation zur Bahninfrastruktur im Rahmen der InnoTrans 2002 - Gespräch mit dem Stellvertretenden Bundesvorsitzenden des VDEI, Wilfried Lorenz, zur BahnBau und zur Situation der Branche
Sichere Fahrwege und moderne Betriebsleittechnik gehören zu den Voraussetzungen für einen effektiven Eisenbahnbetrieb. Diesen beiden Komponenten der Infrastruktur widmet sich die "BahnBau 2002", die zum dritten Mal im Rahmen der InnoTrans Berlin stattfindet. Die Veranstaltung des VDEI - Verband Deutscher Eisenbahn-Ingenieure e.V. - besteht aus einer internationalen Fachtagung und einem internationalen Workshop und wird von einer Firmenpräsentation im Rahmen der InnoTrans 2002 begleitet. Wilfried Lorenz, Stellvertretender Bundesvorsitzender des VDEI, zu den Erwartungen an die "BahnBau 2002" sowie zur Situation der Branche:
Herr Lorenz, die InnoTrans-Besucher erwartet eine Vielzahl von Innovationen?
Es fällt schwer, aus den Angeboten der 155 Aussteller der "BahnBau" aus 15 Ländern eine Auswahl zu treffen. Auch den Besuchern wird es nicht leicht fallen, an einem Tag in den Hallen 5 und 25 sowie auf dem Freigelände alle Innovationen auf dem Gebiet der Bahninfrastruktur zu erfassen. Deshalb möchte ich ohne Wertung nur ein paar Highlights herausgreifen. Eine Weltneuheit ist zum Beispiel die automatische Schleifmaschine für Schienenstöße der Thomählen Schweißtechnik GmbH. Über den Stopfexpress Dynamic 09-3X und über eine neue Generation von Multifunktions-Messfahrzeugen informiert Plasser & Theurer aus Wien. Die Unternehmensgruppe Wiebe stellt die weiterentwickelte Schotterrecyclings- und Planumsverbesserungs-Maschine RPMW 2002.2 sowie den neuen Bunker-schüttgutwagen BSW 11000 aus. Ein weiteres Beispiel für die zahlreichen Innovationen ist der hydraulische Schneidkopf RH-TFC der Cembre GmbH. Er garantiert einen absolut geraden Schnitt von Fahrleitungen und Seilen ohne Deformation des Materials.
Was ist in naher Zukunft in Sachen Infrastruktur vorrangig zu leisten?
In einem Satz: Es geht um die Schaffung der Europäischen Bahn. Der Internationale Eisenbahnverband UIC hat die Interoperabiltätsrichtlinie für den Hochgeschwindig-keitsverkehr verabschiedet; die für den konventionellen Verkehr befindet sich in der Erarbeitung. Ziel ist die Angleichung der technischen Bahnsysteme in Europa. Daraus und aus den Wettbewerbsbedingungen ergeben sich neue Anforderungen. Planung, Neubau und Instandhaltung müssen schneller und effektiver ablaufen. Gleichzeitig ist eine höhere Verfügbarkeit der Anlagen, das heißt geringe Störungshäufigkeit zu gewährleisten. Alles mit dem Ziel, den Reisenden nicht durch interne Prozesse zu belasten und ihn sicher, schnell und pünktlich an sein Ziel zu bringen. Das gilt selbstverständlich auch für den Güterverkehr. Nur aus einer perfekt funktionierenden Technik resultiert eine wirtschaftliche Optimierung. Die europäischen Bahnen stellen sich progressiv dem Wettbewerb mit den anderen Verkehrsträgern. Das bedeutet eine kompromisslose Optimierung unter den Aspekten Kapazität, Qualität und Verfügbarkeit der Anlagen.
Bei der Leit- und Sicherungstechnik vollzieht sich ein grundlegender Wandel. Die Zugsteuerung wird zentralisiert und weitestgehend von ortsfesten Signalen auf eine Signalisierung im Fahrzeug umgestellt. Untersuchungen laufen auch schon für einen automatischen führerlosen Betrieb. Die dafür erforderliche Technik, die Verfahren und die Anlagen sollen aus den Forschungseinrichtungen und von der Industrie kommen. Die Praktiker wollen auf der "BahnBau" das Know-how für ihre künftige Arbeit erwerben und mit Forschern und Lieferanten ihre Erfahrungen austauschen.
Welche Impulse sind von der InnoTrans für ein gemeinsames Schienensystem in Europa und einheitliche Sicherheitsstandards zu erwarten?
Gerade mit der Fachtagung will der VDEI den Erfahrungsaustausch auch international zwischen Forschern, Produzenten und Anwendern fördern. Wir hoffen, dass sich daraus neue Aspekte für eine effektive Bahn ergeben werden. Herr Mehdorn, Vorstandsvorsitzender der DB AG, fordert die "Beste Bahn". Das kann nur von Erfolg gekrönt werden, wenn alle Beteiligten am gleichen Strang ziehen. Das gilt nicht nur für Deutschland, sondern europaweit. Die vielen Anmeldungen ausländischer Besucher beweisen, dass sie hier in Berlin das geeignete Forum erwarten.
Die Techniker kämpfen schon seit einigen Jahren um die Vereinheitlichung der technischen Systeme. Ein gutes Beispiel ist das European Rail Traffic Management System (ERTMS) zur Zugsteuerung. In den nächsten Jahren werden damit in Deutschland 3.000 Kilometer Strecke und rund 3.000 Fahrzeuge ausgerüstet. Nachholbedarf gibt es in der Politik. Hier fordert der Verband verstärkte Aktivitäten zur Angleichung der Wettbewerbsbedingungen national wie auch international und zur Beseitigung bürokratischer Schranken beim grenzüberschreitenden Verkehr.
An wen richtet sich die "BahnBau"? Wie lauten die Tagungsschwerpunkte?
Im Wesentlichen präsentieren sich auf der BahnBau Ingenieurbüros, Produzenten von Infrastrukturmaterialien und bauausführende Firmen.
Angesprochen sind Mitarbeiter der Ingenieurbüros, aus der Industrie, der Wirtschaft, von Bahnen und Behörden sowie aus Forschung und Lehre und der dringend benötigte Ingenieurnachwuchs. Auf dem Tagungsprogramm stehen am 24. September 2002 Innovationen im Oberbau, am 25. September die Systemdynamik Eisenbahn, am 26. September der Ingenieurbau sowie am 27. September die Themen Tiefbau und Innovationen der Fahrzeugtechnik. Der internationale Workshop am 25. und 26. September 2002 widmet sich dem Sicherheitsmanagement bei Gleisarbeiten.
Wie ist der Anmeldestand der "BahnBau 2002"?
Die Zahl der Aussteller konnte um 36 Prozent bei einer Verdopplung der beteiligten Länder, die Ausstellungsfläche um 95 Prozent gesteigert werden. Als Beleg für die Bedeutung der Berliner Veranstaltung möchte ich hier den Chef des Schweizer Unternehmens Schwihag während der Messe im Jahr 2000 zitieren: "Unser Stand war viel zu klein, um alle Besucher zu fassen. Wir haben hier in zwei Stunden so viele Fachbesucher, wie an drei Tagen auf mancher anderen Messe." Dies erlaubt entsprechende Rückschlüsse auf das Besucherinteresse. Die Anmeldungen lassen auch 2002 viel erwarten. So ist es unserem Verband gelungen, auch die Bahnen in Übersee für Fachtagung und Workshop zu interessieren. Beispielsweise haben sich Vertreter von Queensland Rail, der Australian Rail Track Corporation und der Long Island Railroad Company angemeldet.
Die "BahnBau" ist sicher nicht die einzige Aktivität des VDEI?
Bei weitem nicht. Wir bieten den mit dem System Eisenbahn beschäftigten Ingenieuren, und nicht nur Verbandsmitgliedern, ein vielseitiges Programm von Fachtagungen, Symposien und Seminaren an. So findet am 16. September unter unserer Mitwirkung die 2. Dresdener Fachtagung Transrapid statt. Wir richten jährlich die Oberbaufachtagung aus und im zweijährigen Rhythmus die vermessungs- und die signaltechnische Fachtagung. Der nächste Höhepunkt ist die iaf - Internationale Ausstellung Fahrwegtechnik im Mai 2003 in Münster. Stark engagiert sich der VDEI auch auf dem verkehrs- und berufspolitischen Sektor. Wir liefern unter anderem Anstöße für die Angleichung der Wettbewerbsbedingungen sowie zu technischen und organisatorischen Fragen. Anlässlich der InnoTrans werden wir die aktuellen Forderungen des Verbandes an die künftige Verkehrspolitik vortragen. Während der Messe planen wir Interviews zur Verkehrspolitik. Zusagen liegen schon von Herrn Mehdorn und den Vorsitzenden der beiden großen Verkehrsgewerkschaften Transnet und GDBA vor.
Herr Lorenz, vielen Dank für diese Informationen.
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