Nachbericht zur 11. Handelsblatt Jahrestagung für die Chemische Industrie 2010. Der Branchentreff für Industrie, Politik und Wissenschaft - 18. bis 19. Mai 2010, Köln
Düsseldorf (ots)
Auf der 11. Handelsblatt Jahrestagung für die Chemische Industrie am 18. bis 19. Mai 2010 in Köln diskutierten Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft vor über 100 Teilnehmern über Energieversorgung und Klimaschutzpolitik, Chemikalien-Hersteller als Service-Provider, neue Geschäftsfelder, Umgang mit komplexen regulatorischen Anforderungen sowie um politische Rahmenbedingungen.
Nachfolgend sind die wichtigsten Referenten-Aussagen kurz zusammengefasst. Ein ausführlicher Bericht ist hier abrufbar: http://bit.ly/dsm02y
Bilder zur Tagung: http://www.konferenz.de/fotos-chemie2010
Einfluss der Gewerkschaft
Auch wenn IG BCE-Chef Michael Vassiliadis nicht vor Ort sein konnte, wurde er am 19. Mai vom DGB-Kongress zur Handelsblatt Tagung zugeschaltet. In einem Exklusiv-Interview mit Handelsblatt-Veranstaltungen schilderte er seine Eindrücke vom 19. Bundeskongress in Berlin und bezog Stellung zu verschiedenen Fragen, wie zum Beispiel zur Rolle des IG BCE hinsichtlich der deutschen Chemie-Industrie: http://www.euroforum.tv
Chemische Industrie steht sehr gut da
Laut Handelsblatt (18. Mai 2010) sind die Zahlen der Chemischen Industrie erstaunlich positiv: Die europäische Chemieindustrie hat sich in den letzten Monaten schneller erholt, als zu Jahresbeginn erwartet. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) hat seine Prognose für den Produktionsanstieg in diesem Jahr von bisher fünf auf 8,5 Prozent angehoben. Bei den großen Chemieherstellern in Europa haben sich die Betriebsgewinne nach Berechnungen des Handelsblatts gegenüber dem Schlussquartal 2009 mehr als verdoppelt und gegenüber dem sehr schwachen ersten Quartal des Vorjahres mehr als vervierfacht. Damit lagen die Erträge in der Summe nur noch 13 Prozent unter den Ergebnissen des ersten Quartals 2008.
Prof. Dr. Rolf J. Langhammer (Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel IfW): Nach einer Maxi-Rezension (minus fünf Prozent) wird es keine Maxi-Erholung in 2010 geben. Die deutsche Wirtschaft werde wahrscheinlich erst 2013 wieder das Niveau der Produktion von 2008 erreichen. Der Wirtschaftsexperte konstatierte allerdings einen erstaunlich robusten Arbeitsmarkt in Deutschland, dank der Flexibilisierung von Arbeitszeiten. Mittelfristig sieht er das deutsche Exportmodell unter Druck, da zum Beispiel der Konsolidierungsbedarf in Deutschland und in der EU wachse. Und: "Die fiskalische Stimulierung läuft 2010 aus und sie muss auch auslaufen!" Langhammer wies darauf hin, dass die Schwellenländer auch abhängig von den Entwicklungen in Europa und den USA seien.
Dr. Wolfgang Falter (AlixPartners): "Die Deutsche Chemieindustrie ist gut aufgestellt und hat allen Grund vorsichtig optimistisch in die Zukunft zu blicken." Die meisten Unternehmen partizipieren aktiv und mittlerweile profitabel an den globalen Wachstumstrends, vor allem in Asien. Es werde erwartet, dass spätestens 2011 das Absatzniveau von 2008 wieder überschritten wird. Manko sei das geringe Interesse an mathematisch-naturwissenschaftlichen (MINT) Studiengängen und die sich verändernde Demographie in Europa. Es werde außerdem zuwenig in Forschung und Entwicklung (F&E) investiert und die Finanzierung für Start Ups gestalte sich schwierig.
Osamu Ishitobi (Sumitomo Chemical Co)stellte das Rabigh-Projekt vor. Der Petro-Rabigh-Komplex im Westen Saudi-Arabiens ist eines der weltgrößten integrierten Raffinerie- und Petrochemieprojekte, das jemals auf einen Schlag errichtet wurde. Die Strategie Sumitomo Chemical's: Sicherung der "feed stocks" - vornehmlich Ethane und Naphtha, Produkte für wachsende Märkte produzieren, Wettbewerbsfähigkeit durch Kostenreduktion wahren sowie die Expansion durch Weiterentwicklung des Downstream-Business.
Dr. Bernhard Nick (BASF SE): "Komplexe Produktionsanlagen sind managbar! Wesentlich sind die Überlegungen über zentrale und dezentrale Steuerungen und Entscheidungen." Das Bilden von Verbünden und das Vernetzen mit Partnern sei eine Stärke im Wettbewerb. Von der Politik erwarte er, dass sie die Anstrengungen zur Energieeffizienz anerkenne und den Wettbewerb nicht durch neue Regeln gefährde.
Dr. Klaus Schäfer (VCI, Currenta). Er verdeutlichte die besondere Bedeutung der Industrie in Deutschland: sie beschäftige 6,1 Millionen Menschen, erwirtschafte 23,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und habe damit europaweit den höchsten Industrieanteil an der Bruttowertschöpfung. Chemische Industrie unterstützt die Klimaschutzziele der EU, die Kosten dürfen aber nicht dazu führen, dass Chemie als Enabler gefährdet wird. "Energieintensive Industrien sind Motor der Innovation. Derzeit habe man enorme Nachteile durch Energiekosten. Die Regulierung darf Innovationskraft nicht dämpfen, da auch Innovationspotenzial für den Klimaschutz eingesetzt werde.
Klaus Hoffmann (Xiameter®, Dow Corning) berichtete über die Entscheidung bei Dow Corning, das größte Silicon-Portal im Internet zu schaffen. Fazit: "Innovation rund um neue Geschäftsverfahren sind eine große Herausforderung und ein wahrhaft innovatives Unternehmen muss das Geschäft als Ganzes zu betrachten."
Thomas Schlegel (tesa) sprach über die Entwicklung neuer geschäftsfelder: "Der Markt ist sehr schnelllebig und erfordert schnelle und flexible Reaktion auf Kundenbedarfe: Die Entwicklungszeiten und Produktzyklen sind oftmals nur wenige Monate lang. Der größte Markt sind Touchpanel für Mobiltelefone. Wichtig war, von Anfang an Marketing, F&E-Abteilung sowie Design Center und Entwicklung bei der Produktentwicklung mit einzubeziehen. Besondere Bedeutung misst Schlegel der Bereitschaft zu, grundsätzliche Änderungen in angestammten Prozessen vorzunehmen sowie das Risiko einzugehen, große Investitionen vorzufinanzieren.
Peter Brandhofer (HELM AG): Registrierungsfrist für Reach endet im November 2010. Es fehlen Leitlinien und mangelnde Erfahrung mit dem IT-System. Die notwendigen IT-Tools seien nicht fertig, die volle Umfänglichkeit zur Registrierung fehle und auch der Standard der Datenblätter sei noch völlig ungeklärt. Nachgeschaltete Anwender wissen noch gar nicht, was sie erwarten, so Brandhofer.
Dr. Hubert Mandery (Cefic): Eine neue Qualität in der Zusammenarbeit von Wirtschaft und Politik ist notwendig, Innovationen sind nötig sowie eine smarte Gesetzgebung. Offene Märkte und fairer Handel sind wichtige Aufgaben. Allerdings verliere die europäische Chemie Anteile am weltweiten Markt. Wie seine Vorredner hob auch Mandery die Bedeutung der asiatischen Märkte hervor.
Herbert Reul (Europäisches Parlament): Politik muss für Rahmenbedingungen sorgen und nicht Technologien bewerten. "Wichtig ist: Investieren in Bildung, Forschung, Ausbildung, da ist noch Potenzial, da passiert noch nicht genug", so der Europa-Abgeordnete, der auch wenig davon hält, bis 2020 den Ausstoß der Treibhausgase in Europa um 30 statt um 20 Prozent zu senken.
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