Die Welt wird smart. Pressebericht zur Handelsblatt-Jahrestagung. RFID Radio Frequency Identification (3. und 4. Mai 2004, Düsseldorf).
Düsseldorf (ots)
Düsseldorf, Mai 2004. Über 220 Teilnehmer verfolgten die erste Handelsblatt-Tagung zum Thema RFID (3./4.Mai 2004, Düsseldorf). Deutlich wurde, dass RFID in eine technologische Neuordnung der Welt eingebettet ist. Ubiquitous Computing werde den nächsten Innovationsschub auslösen, meint Prof. Dr. Elgar Fleisch (Institut für Technologiemanagement, Universität St. Gallen). Gemeint ist damit die Allgegenwärtigkeit von Informationstechnik und Computerleistung in kleinsten Prozessoren, eingebaut in Alltagsgegenständen. Diese smart objects können, unsichtbar in die verschiedensten Dingen eingebaut, über Funk miteinander kommunizieren und so Gegenstände mit neuen Informationsverarbeitungs- und Kommunikationsfähigkeiten ausstatten.
Prof. Fleisch stellte in seinem Vortrag die Visionen einer umfassenden Informatisierung und Vernetzung beliebiger Dinge des Alltags vor, die aus technischer Sicht in wenigen Jahren realisierbar scheinen. Eine Verlinkung der realen und virtuellen bzw. digitalen Welt werde dadurch möglich. Lebensmittel und Autoersatzteile, die mit Minicomputern ausgestattet sind, können Kontakt mit IT-Systemen aufnehmen, ohne dass der Mensch als Mittler eingreift. RFID ist dabei eine der zentralen Enabling-Technologien, um die Kommunikation zwischen Maschinen zu ermöglichen. Fleisch spricht von einer Investition in die digitale Welt, um die reale Welt besser zu machen. Die Benefits des RFID-Einsatzes, beispielsweise im Logistikbereich und im Handel seien zahlreich, führt Fleisch aus: Kostenreduktion, Diebstahlprävention, schnellere und effizientere Produktionsabläufe sowie individuellere Kundenansprache, um nur einige Beispiele zu nennen. Somit hat RFID Auswirkungen nicht nur auf inner- und überbetriebliche Prozesse, sondern auch auf Produkte und Geschäftsmodelle.
Das grundlegende Problem einer flächendeckenden Einführung sei nur bedingt die technologische Umsetzung, führt der Leiter des Auto-ID- Center in St. Gallen aus, sondern fehlende Standards: Die Welt muss benannt werden, erläutert Fleisch. Um eine eindeutige Identifizierung der Gegenstände zu ermöglichen, müsse jedes Teil mit einer eindeutigen Nummer versehen werden: dem Electronic Product Code (EPC) als weltweiten Standard.
Details über EPC-Systeme erläuterte Henri Barthel (General Manager EPC System of EAN International). Er betonte ebenfalls, wie dringend notwendig die Einführung von Standards sei, um RFID flächendeckend und systemübergreifend einsetzen zu können. EPC definiert Barthel als Business application for RFID-technology to the supply chain. Durch EPC werde jedes Produkt eindeutig identifizierbar und nur so sei beispielweise die lückenlose Verfolgung in der Warenwirtschaft und Logistik möglich. Die Vorschläge zur Einführung eines europäischen Standards seien in Vorbereitung und würden in Kürze den Aufsichtsgremien von EAN International, dem Uniform Code Council (UCC) sowie EPCglobal, Inc., unterbreitet. Zurzeit sind drei verschiedene Luftschnittstellen definiert, zwei für den UHF- Frequenzbereich und eine für 13,56 MHz. Wichtig ist Barthel, dass vieles in der RFID-Diskussion noch ein Mythos sei: Weder sei der Barcode in zwei Jahren überflüssig, noch wird der No-Scan-Checkout kurzfristig Realität. Auch RFID-Tags für fünf Cent seien noch Utopie. Der Preis der Tags müsse allerdings auch immer im Zusammenhang mit dem Nutzen für die Produkte gesehen werden. Die großräumige Implementierung allerdings werde seiner Einschätzung nach bereits 2004 starten und 2005 gehe er von einem RFID-Roll-out der Unternehmen aus.
Datenschutz- und Akzeptanzfragen waren die Themen von Prof. Dr. Lorenz Hilty, Leiter der Abteilung Technologie und Gesellschaft der EMPA (Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt). Hilty stellte die Trends des Ubiquitous Computing auch Pervasive Computing genannt vor und nannte deren Merkmale: Miniaturisierung, Einbettung, Allgegenwart, drahtlose Vernetzung und Kontextsensivität. 98 Prozent aller programmierbaren Mikroprozessoren sind bereits eingebettet und somit unsichtbar für den Benutzer. In zehn Jahren werden eine Milliarde Menschen 1000 smart objects pro Person benutzen, zitiert der Informatiker aus St. Gallen eine IBM-Studie.
Die Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt seien bisher wenig beachtet worden, führt Hilty aus. Kaum einer habe sich Gedanken über Elektroreste und Kupfer gemacht, wenn Produkte mit RFID-Tags flächendeckend im Hausmüll landen. Man schätzt, dass in einigen Jahren 20 Megatonnen an Elektroschrott pro Jahr entstehen werden. Weiterhin bestehe ein Aufklärungsbedarf hinsichtlich der Auswirkungen der nicht-ionisierende Strahlung (NIS), also Elektrosmog. Und nicht zuletzt die Ängste der Bürger, RFID ermögliche die totale Überwachung, müssen ernst genommen und thematisiert werden, um die Weiterentwicklung der Transponder- Technologie nicht zu gefährden. Ungeklärt sei auch, wer das Risiko der technischen Komplexität trage, die mit RFID-Systemen eingeführt werde. Wer ist für Schäden durch Fehlfunktionen und Systemausfälle verantwortlich? fragt Hilty am Ende seines Vortrages. Er appelliert an die Hersteller, Produkte mit RFID zu kennzeichnen, Kunden über Verwendung der Daten zu informieren und offene statt proprietäre Standards zu fordern.
Praxisbeispiele für den Einsatz von RFID stellten Vertreter von Volkswagen, der Hauptbücherei Wien, DHL Logistics, Gerry Weber und Metro vor. Christian Jahl, Leiter der Hauptbücherei Wien, betonte die hohe Kundenakzeptanz der Selbstverbuchung: kürzere Wartezeiten, mehr Beratungsleistung und längere Öffnungszeiten seien die Vorteile, die die Kunden überzeugten. Dr. Gerhard Wolfram (Division Manager IT-Strategie, Metro Group) kündigte einen RFID-Roll-out in der gesamten Lieferkette an: Ab November 2004 werden 100 Lieferanten RFID-Tags auf Paletten und Transpondern anbringen, die dann zu zentralen Lagern und Märkten gebracht werden. Im Mai seien erste Informationsgespräche mit den Lieferanten geplant.
Die Teilnehmer äußerten sich in ersten Reaktionen sehr positiv über die Konferenz. Die Veranstaltung bot für viele interessante Neuigkeiten und die Pausen wurden zum regen Austausch und für Diskussionen genutzt.
Fotos zur Veranstaltung:http://www.rfid-pressefotos.de.vu
Programm der Konferenz:http://vhb.handelsblatt.com/rfid
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