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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu den Protesten in Birma

Bielefeld (ots)

Das Land ist ein Traum. Wer je Birma besucht
hat, wird von der Herzlichkeit der Menschen, die in ihrem Glauben 
tief im Buddhismus verwurzelt sind, beeindruckt gewesen sein. Er wird
von den goldenen Pagoden schwärmen und der lieblichen Landschaft. 
Doch das ist nur der erste Blick auf ein Land, das die Militärjunta 
1989 in Myanmar umbenannte.
In Birma herrscht Diktatur, die Menschen werden unterjocht, 
Freiheitsbestrebungen brutal im Keim erstickt. Die 
Friedensnobelpreisträgerin Aung San Su Kyi, die 1990 vom Volk zur 
Präsidentin gewählt wurde, konnte ihr Amt nie antreten. Die Militärs 
dachten gar nicht daran, ihre Macht abzugeben. Sie stellten Su Kyi 
unter Hausarrest. Seit 17 Jahren ist sie in ihrem eigenen Land 
gefangen. Verfolgung, Mord und Willkür bestimmen den Alltag der 
Menschen. Amnesty International klagt Birma regelmäßig wegen 
Menschenrechtsverletzungen an. Genutzt hat es nichts. So ist Birma 
auf den zweiten Blick ein Land, das einen Alptraum durchlebt. Kann 
der Protest der Mönche für eine Wende sorgen? Traut sich das 
leidgeprüfte Volk aufzubegehren?
Birma ist seit der Unabhängigkeit von den britischen Kolonialherren 
1948 nicht zur Ruhe gekommen. Zunächst zettelten aufständische 
ethnische Minderheiten einen Bürgerkrieg an. 1962 kam es zu einem 
Militärputsch. Die Generäle schotteten das Land von der Außenwelt ab.
Das an Rohstoffen reiche Birma verarmte.
Aung San Su Kyi, die viele Jahre in England lebte, galt dem 
birmesischen Volk als Hoffnungsträgerin, als sie 1988 in ihre Heimat 
zurückkehrte. Eine Hoffnung, die sich bis heute nicht erfüllt hat. 
Massenproteste von Studenten wurden brutal niedergeschlagen. Viele 
junge Menschen tauschten Bücher gegen Gewehre, schlossen sich 
prodemokratischen Rebellen an und versteckten sich im Dschungel. Sie 
hatten nie den Hauch einer Chance gegen Militärs, die von China mit 
Waffen versorgt wurden.
Wer in den leisesten Verdacht kam, die Rebellen zu unterstützen, 
wurde ermordet. Die Junta brannte ganze Dörfer nieder und 
verschleppte Frauen und Kinder zur Zwangsarbeit. Tausende flüchteten 
über die Grenze nach Thailand. Noch heute leben sie dort unter 
erbärmlichen Verhältnissen in Strohhütten. Die Flüchtlinge von Birma 
sind von der Welt vergessen.
Zwar gibt es Wirtschaftssanktionen - etwa von den USA -, bisher aber 
haben sie ihre Wirkung verfehlt. Dagegen ist Birmas Nachbar Thailand 
aus energiepolitischen Gründen an einer Zusammenarbeit gelegen. Die 
mutigen Protestmärsche der Mönche bieten der westlichen 
Staatengemeinschaft eine Chance, den Druck auf die Diktatur zu 
erhöhen und die Stellung der Oppositionsführerin Su Kyi zu stärken.
 Touristen, die nach Birma reisen, müssen sich mit einer quälenden 
Frage auseinander setzen: Helfe ich mit meinen Devisen, die ich in 
ein wunderschönes Land bringe, dem Volk oder den Militärs?

Pressekontakt:

Rückfragen bitte an:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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