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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Tata Nano

Bielefeld (ots)

Im Januar blickt die Autowelt traditionell nach
Detroit. In der nordamerikanischen Metropole findet seit Jahrzehnten 
die erste wichtige Automesse des Jahres statt. Der nach und nach 
verblassende Glanz der hier beheimateten Groß-Konzerne Chrysler, Ford
und General Motors (GM) hat auch die Motor-Show mehr und mehr in den 
Schatten gerückt.
2008 könnte für Detroit ein besonders dunkles Jahr werden. Nur wenige
Tage vor der Eröffnung der Messe hat der indische Großkonzern Tata 
auf der international bislang absolut unbedeutenden Auto-Expo in Neu 
Delhi für einen absoluten Knaller gesorgt und mit dem »Nano« 
(übersetzt Zwerg) das lange angekündigte billigste Auto der Welt 
vorgestellt.
 Gerade einmal 1700 Euro soll es umgerechnet kosten. Mit diesem 
unschlagbaren Angebot dreht der Zwerg den Riesen der Autoindustrie 
eine lange Nase. Zudem wirken alle Studien, die in Detroit zu sehen 
sein werden, eher langweilig. Denn die Entwicklung des Jahres ist 
über das Konzept-Stadium weit hinaus. Der »Nano« rollt spätestens 
Ende des Jahres auf die Straßen.
Gut, in Sachen Sicherheitsausstattung lässt der Winzling so gut wie 
alle europäischen Wünsche offen. Für Indien aber ist er zweifelsohne 
ein Fortschritt, sind hier wie in anderen asiatischen Ländern doch 
oft mehrköpfige Familien auf einem Motorrad oder Motorroller 
unterwegs.
Und auch beim Thema Crashverhalten dürfte der indische Winzling bei 
uns glatt durchfallen. Damit dürften auch der zu einem späteren 
Zeitpunkt durchaus angedachten Einführung in Europa 
(Kooperationspartner ist Fiat) mehr als nur ein paar Steine im Weg 
liegen.
Großen Respekt jedoch verdient die Leistung der Tata-Ingenieure auf 
alle Fälle. So soll das 30 PS starke Zweizylinder-Motörchen den 
Angaben zufolge weniger als fünf Liter verbrauchen und sogar die 
Euro-4-Norm erfüllen.
Doch nicht nur das: Mit dem neuen »Nano« lässt Tata - der Konzern 
steht übrigens auch kurz vor dem Kauf der Luxusmarke Jaguar - die 
weltweite Konkurrenz der Autobauer hinsichtlich der 
Wachstumserwartungen auf dem indischen Markt einerseits, aber auch in
anderen aufstrebenden Schwellenländern alt aussehen. Der viertürige 
und -sitzige Billigheimer wird die Hoffnungen auf steigende 
Verkaufszahlen von VW, Toyota und Co. in diesen Märkten erheblich 
dämpfen. So preiswert wie Tata kann bislang nicht einmal ansatzweise 
ein anderer Hersteller ein Auto anbieten.
Und gerade die Schwellenländer sind es, die das größte Potential 
bereit halten. 90 Prozent des weltweiten Wachstums, so rechnen 
Experten vor, kommen bis zum Jahr 2020 aus diesen neuen Märkten. Die 
Prognosen gehen beispielsweise von neun Millionen verkauften 
Billigautos bis 2015 aus. Wer hier den Anschluss verpasst, für den 
gibt es ein böses Erwachen.
 Das aber könnte es auch für die Umwelt geben. Die CO2-Belastung wird
trotz des eigentlich geringen Verbrauchs jedes einzelnen Autos 
drastisch steigen.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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