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Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) schreibt zum Thema Superstar-Show & Co.

Bielefeld (ots)

Die Dschungel-Show »Ich bin ein Star - holt mich
hier raus«, gepfiffen sei's und getrommelt, ist mal wieder vorbei, 
die C-Promis gottlob zu Hause. Die Casting-Show »Deutschland sucht 
den Superstar« verunglimpft weiter junge Menschen. Sender beider 
»Formate«, wie das im Jargon heißt, ist RTL. Der Marktführer in der 
für ihn und die anderen »Privaten« so wichtigen Zielgruppe der 14 bis
49-jährigen Zuschauer, darf zufrieden sein. Hier stimmt die 
Einschaltquote, das ist das Wichtigste. Hier rollt der Rubel, hier 
ist Stimmung. Was soll also all das Gewinsel der Kritiker, die da was
von »medialer Brutalität«, »Ekel-TV«, »Menschenverachtung« oder 
ähnlichem lamentieren? Lehnen wir uns zurück, schließlich haben wir 
ja bisher alle solchen Kritiker-Stürme überstanden. So hat's 
natürlich keiner gesagt, aber der Eindruck verdichtet sich, dass sich
weder Einsicht regt, geschweige denn, dass auch nur irgendetwas 
geändert wird.
Machen wir uns nichts vor: Beide Sendungen, Dschungel-Show wie 
Superstar, faszinieren. Wie Gewalt übrigens auch. Man ist ja nicht 
vor Ort dabei, ist nur Zuschauer, kann darüber sprechen. Und lassen 
wir uns auch nicht darüber hinwegsehen, dass diese Sendungen überaus 
geschickt gemacht sind. Hier sind Profis am Werk. Solche, die mit 
allen Wasser gewaschen sind.
Und so gibt sich RTL nicht etwa kleinlaut ob der reichlich 
vorhandenen Angriffe von gesellschaftlichen Stützen, Jugendschützern 
und sonstigen Kritikern. Nein, man mahnt selbstbewusst eine 
differenzierte Diskussion an.
RTL-Sprecher Christian Körner war's und setzte noch einen drauf. Es 
bringe »vermutlich auch weiter als Pauschalkritik«. Hat er gesagt. 
Abgesehen davon, dass Pauschalkritik ohnehin selten was bringt: tun 
wir ihm und seinem Sender (und allen anderen Sendern auch) doch den 
Gefallen. Setzen wir uns wirklich damit auseinander, fangen wir doch 
einfach mal an - bei uns.
Ist das wirklich Unterhaltung, was da in der Casting-Show abläuft? 
Möchten wir uns so behandeln lassen? Müssen die Bedingungen knallhart
sein? Können wir denn weiter diese Brutal-Jury um den unsäglichen 
Dieter Bohlen anschauen? Sind wir als Gesellschaft so weit, dass wir 
einen solchen Abbau von Hemmnissen brauchen, weil wir sonst nicht 
mehr hingucken? Wo ist der nächste Kick?
Auseinandersetzung tut not, wird immer dringlicher. Wir sind alle 
gefordert. Das heißt aber: nicht nur Werte einfordern, sondern sie 
auch vorleben. Analysieren wir, was uns da serviert wird, setzen wir 
unseren Wert fest und handeln wir eigenverantwortlich. Die 
Hemmschwelle ist bereits genug gesunken. Lassen wir nicht zu, dass 
jedes Elend zur bloßen Unterhaltung degradiert wird.
Nicht jeder schafft diese Leistung allein. Und so brauchen wir sie, 
die Kommission für Jugendmedienschutz, den Deutschen Kulturrat, die 
vielen Politiker, die so kritisch sind, die vielen Erzieher und 
Pädagogen und vor allem die Eltern. Das ist die Keimzelle.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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