Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Tarifabschluss in der Stahlindustrie
Bielefeld (ots)
Wichtige Verträge sollte man in ausgeschlafenem Zustand unterschreiben. Bei Tarifverträgen aber hat sich durchgesetzt, dass die Tinte erst in langen Nachtsitzungen reifen muss. Mehr als zehn Stunden haben sich die Verhandlungspartner bei den Stahlkochern die Köpfe heiß geredet. Das Ergebnis - ein Lohnsprung von 5,2 Prozent - ist vielleicht der Erschöpfung, aber mit Sicherheit der Tatsache geschuldet, dass ein Streik während des Stahlbooms die Arbeitgeber weitaus teurer gekommen wäre. Den Männern und wenigen Frauen an den Hochöfen sei die Erhöhung gegönnt. Immerhin mussten sie 15 Jahren lang auf einen solchen Abschluss warten. Zwischendurch sah es einige Jahre gar nicht so gut aus. Wie viel ein Abschluss vor allem im Hinblick auf die Arbeitsplatzsituation wert ist, erweist sich erst nach Jahren. Zum Glück für die Branche scheint sich der Stahlhunger Chinas und Indiens auf absehbare Zeit nicht abschwächen zu wollen. Für die Tarifpartner in den anderen Branchen stellt sich nun die Aufgabe, ihren Beschäftigten zu erklären, warum der Stahltarif nicht auf alle anderen Wirtschaftszweige übertragen werden kann. Nach ein bisschen Überlegung wird sich die Erkenntnis durchsetzen, dass bei einem Gesamtwachstum von knapp zwei Prozent die Schlote nicht überall so rauchen wie bei den Stahlkonzernen. Leichter wird das Verhandeln für die anderen Arbeitgeber jetzt allerdings nicht. Bernhard Hertlein
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