Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Schulzeitverkürzung
Turbo-Abitur
Bielefeld (ots)
Die Schulzeitverkürzung an den Gymnasien sorgt für Verdruss. Bei Eltern, Schülern und bei den Lehrern. Sie müssen ausbaden, was die Landesregierung im Vorfeld der Reform versäumt hat: Form und Inhalt des Unterrichts an die verschärften Bedingungen anzupassen. In vielen Schulen gelingt das schon ganz gut, indem etwa weniger Klassenarbeiten geschrieben und stattdessen Projekte bewertet werden. Auch gibt es Ansätze, die Hausaufgabenbelastung zu senken. Wie Hohn aber muss es in den Ohren der Betroffenen klingen, wenn die CDU-Landtagsfraktion behauptet, die Schulzeitverkürzung steigere die Bildungsqualität. Das war niemals das vorrangige Ziel der Reform. Es geht um Geld - um viel Geld. 20 000 bis 30 000 Euro pro Schüler, so hat es Pisa-Experte Andreas Schleicher errechnet, gehen dem Staat an Sozialabgaben und Steuern verloren, wenn die Lernzeit ein Jahr länger dauert. Angesichts der Überalterung der Gesellschaft ist die Schulzeitverkürzung also volkswirtschaftliche Notwendigkeit und pädagogische Herausforderung. Es hilft Lehrern wie Schülern aber auch nicht weiter, wenn die Opposition im Landtag ein schrilles Lamento anstimmt. Nicht platter Populismus, sondern professionelle Pädagogik ist gefragt. Mehr Methodenlernen, weniger Faktenbüffeln; mehr Hilfe zur Selbstorganisation, weniger Stundenplan-Trott: Auf diesem Weg sollten die Schulen bestärkt werden.
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