Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Rolle der Väter bei der Erziehung
Bielefeld (ots)
»Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr«, wusste schon Wilhelm Busch. Seit dem 19. Jahrhundert ist es nicht einfacher geworden. Die Familie ist ein unverzichtbarer Baustein einer funktionsfähigen Gesellschaft. Eine Erkenntnis, die sich vor dem Hintergrund einer Wohlstandsgesellschaft mit immer mehr Single-Haushalten, »Double-Income-no-Kids«-Lebensabschnittspartnerschaften und alleinerziehenden Müttern nicht direkt aufdrängt. Der Stellenwert der Familie ist Bestandteil der allgemeinen Wertediskussion (oder möglicherweise Werteerosion?) geworden. In Umfeld von Familie, Kindern, Erziehung tun sich Väter besonders schwer, Position zu beziehen - in den Köpfen der meisten Menschen (auch der Männer) haben Mütter das Feld besetzt. Aber sich drücken gilt nicht: Kindererziehung ist viel zu wichtig, um sie nur Frauen zu überlassen, zumal unsere Söhne und Töchter bis zum Erreichen weiterführender Schulen außerhalb der Familie nur von weiblicher Hand gelenkt werden. In Kindergärten und vielen Grundschulen sind Männer bestenfalls Exoten. So selbstverständlich wie man(n) Frauen gleiche Chancen in Berufsleben und Politik einräumen muss, so natürlich sollte es sein, dass Väter ihren Teil der Erziehung insbesondere der Söhne übernehmen. Die Realität sieht oft anders aus. Meist ist es der Vater, der morgens zur Arbeit geht und etliche Stunden später abgekämpft nach Hause kommt, um seinem Sohn noch einen flüchtigen Kuss auf die Stirn zu hauchen - der schläft dann meist schon. Familie findet am Wochenende statt; die erste Adresse bei kleinen und großen Problemen ist die Mutter. Man(n) muss viel Kraft investieren, um den inneren Schweinehund namens Bequemlichkeit niederzuringen, muss vielleicht auf den nächsten Schritt auf der Karriereleiter verzichten, um sich Zeit für die Kinder zu erwirtschaften. Die jedoch ist langfristig wertvoller als eine neue XBox oder ein Mountain-Bike. Kluge Väter nutzen die gewonnene Zeit, um mit ihren Kindern auf Entdeckungsreise zu gehen - egal, ob sie nun die umliegenden Wälder, den Spielplatz oder das Internet erkunden. Patriarchen und Machos sind nicht gefragt, aber auch keine Abziehbilder der Mutter. Das Spiel ist der Weg, auf dem Kinder Regeln erfahren. Väter, die ihre Aufgabe ernst nehmen, lassen das Kind im Mann mit ihren Söhnen und Töchtern spielen, abenteuerlustig, mit einer Prise Risiko, ohne ihre natürliche Autorität aufs Spiel zu setzen. Sie zeigen ihren Kindern Grenzen auf und wie sie diese erweitern können. Sicher werden solche Väter auch von Müttern und Ehefrauen ernster genommen als die Männer, die neben ihrem Gehalt wenig zum Familienleben beitragen. Das Ziel: gemeinsam mit der Mutter Vertrauen schaffen, Werte vermitteln, aber auch die Fähigkeit, sie zu hinterfragen - und so den Kindern den Weg in eine selbstbestimmte Zukunft ebnen, auf dass diese über ihre Eltern hinauswachsen können.
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