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Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) kommentiert:

Bielefeld (ots)

In Deutschland fehlt es immer noch an Nachwuchs
- trotz der Einführung des Elterngeldes vor 15 Monaten. Kaum ein 
Thema wird so emotional diskutiert wie die Kinderbetreuung. Alle paar
Wochen werden neue Anregungen geboren: Betreuungsgeld (»Herdprämie«),
staatliche Förderung von privaten Kindertagesstätten und die 
moralisierende Debatte, in welchem Alter die Krippe eher schadet als 
nützt. Krönung des schlechten Geschmacks war die These der 
Linken-Politikerin Christa Müller, Bildung und Erziehung kleiner 
Kinder in Kindertagesstätten sei mit den Folgeschäden durch 
Genitalverstümmelung vergleichbar. Da fehlen einem die Worte.
 Elterngeld ist eine feine Sache. Nach zwölf Monaten allerdings 
stellt sich in vielen Familien die Frage von Neuem, wie die Betreuung
geregelt werden soll, wenn der Elternpart, der bislang zu Hause 
blieb, wieder ganz oder teilweise ins Berufsleben zurückkehrt.
Eine echte Zwickmühle, insbesondere für Mütter: Nimmt die junge Mama 
nicht innerhalb einer gewissen Frist ihre Position wieder ein, dann 
ist der Zug in der Regel abgefahren. Tauscht sie die Wickeltasche 
nach einem Jahr allerdings tatsächlich wieder gegen den Aktenkoffer, 
muss sie damit rechnen, als herzlose Karrierefrau abgestempelt zu 
werden.
Dabei hat soeben die Studie »Frauen auf dem Sprung« der Zeitschrift 
»Brigitte« an den Tag gebracht, dass mehr als zwei von drei Frauen 
sich eine Familie mit Kindern wünschen, allerdings kompromisslos auf 
ein Miteinander von Beruf und Kindern setzen, bei dem es keinen 
»Entweder, oder«-Perfektionismus gibt.
So trifft es also keinesfalls die realen Bedürfnisse der Familien, 
nach einspurigen Lösungen zu suchen. Vielfalt ist gefragt! Kein Kind 
ist wie das andere, keine Familie wie eine zweite. Persönliche und 
berufliche Entwicklung, die finanzielle Lage, das familiäre Umfeld, 
religiöse und andere Überzeugungen: Viele Aspekte werden von Eltern 
in die Waagschale geworfen, wenn sie entscheiden, wie ihr Nachwuchs 
groß werden soll, ob und wann Sohn oder Tochter in die Krippe, in den
Kindergarten, zur Tagesmutter oder vielleicht besser in gar keine 
Fremdbetreuung gegeben werden.
 Und was muss der Staat tun? Er sollte seine Kernaufgabe erfüllen, 
ein ordentliches Sümmchen Steuergeld in die Hand nehmen und schlicht 
und ergreifend die Infrastruktur schaffen, die Frauen und Männer zur 
Gestaltung ihres Familienlebens brauchen. Ob das Krippenplätze in 
privater oder öffentlicher Hand sind, ist egal. Wichtig ist, dass sie
hochwertig, flexibel und bald in großer Zahl vorhanden sind.
Nötig wäre bei allem Kluggerede in der Politik übrigens ein gehöriges
Maß Respekt vor den Entscheidungen der Eltern: Sie - und nur sie - 
wissen am allerbesten, was das Beste für ihre Kinder ist. Egal, für 
welches Modell sie sich entscheiden. Sicher ist: In einem glücklichen
Elternhaus wachsen auch glückliche Kinder heran. Das zu verstehen, 
kann doch nicht so schwierig sein.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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