Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Killerspielen/Gewalt
Bielefeld (ots)
Im Dezember kommt »Hitman 5« auf den Markt. Sehnsüchtig wartet die Szene auf die Fortsetzung dieses nur für Erwachsene freigegebenen Computerspiels. Sich lautlos von hinten an sein Opfer anschleichen, blitzschnell eine Klaviersaite um seinen Hals legen und dann spüren, wie er sein Leben aushaucht - toll! Die Wissenschaft streitet sich darum, ob Spiele dieser Art Auswirkungen auf das Verhalten von Jugendlichen und insbesondere ihr Gewaltpotential haben. Auf der einen Seite steht zum Beispiel Winfred Kaminski, Medienforscher an der Fachhochschule Köln. Zusammen mit dem Spielpädagogen Jürgen Fritz gilt er der hochgeachteten Bundeszentrale für politische Bildung als Experte in Sachen Computerspiele. Auf der gegnerischen Seite steht Christian Pfeiffer, Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen. Pfeiffers Vorwürfe gegen Kaminski und Fritz: Ihr Engagement als Direktoren des Instituts zur Förderung der Medienkompetenz »Spielraum«, das von zwei der größten Spielehersteller der Welt mitfinanziert wird, lässt sich nicht vereinbaren mit einer unabhängigen wissenschaftlichen Expertise. Ist Kaminski von der Spieleindustrie gekauft? Ein Geschmäckle hat die Verstrickung schon. Und vor diesem Hintergrund schmeckt das, was Professor Kaminski auf der Internetseite der Bundeszentrale für politische Bildung über Computerspiele, in diesem Fall das äußerst brutale Spiel Counterstrike zum Besten gibt, gar nicht gut: »Selbst Counterstrike, das martialisch daherkommt, ist zuerst einmal ein Teamspiel und es geht vor allem um Verabredungen, Planungen, Überlegungen und das Zusammenspiel.« Aha. Solche Kompetenzen brauchen Drogendealer auch. Aber Kaminski hat noch mehr auf Lager: »So wenig wie die Millionen Krimileser durch einen Kriminalroman das Morden erlernen wollen, so wenig wollen die Spieler eines Egoshooters lernen, ihr reales Gegenüber, ihren Mitspieler zu töten.« Ein offenkundig nicht unabhängiger Medienforscher erhält ein großes Gewicht, indem er in einem von Steuergeldern subventionierten Ratgeber für Eltern und Lehrer seine unter fragwürdigen Bedingungen entstandenen Forschungsergebnisse absondern darf. Brauchen wir tatsächlich irgendeine wissenschaftliche Studie, um den Wert, Nutzen und Schaden von Killergames wie Counterstrike und Hitman zu beurteilen? Gesunder Menschenverstand reicht: Jede Minute verbrachte Zeit mit diesen »Spielen« zeigt Bilder, die kein Kind, kein Jugendlicher, kein Heranwachsender jemals in seinem Leben sehen sollte. Und jede dieser Minuten nimmt Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden die Zeit, die sie brauchen, um zu verantwortungsvoll handelnden Erwachsenen heranzureifen. Winfred Kaminski hat in einem Interview, befragt nach seiner liebsten Freizeitbeschäftigung, gesagt: »Wenn meine Kinder da sind, und wir in der Familie über Gott und die Welt plaudern und unsere Segel-Touren planen.« Da lauert kein Hitman mit der Klaviersaite. Kluger Mann.
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