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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Afghanistan

Bielefeld (ots)

Wenige Zahlen beschreiben das Dilemma. Im August
wurden in Afghanistan 40 ausländische Soldaten getötet, so viele wie 
noch nie seit der Vertreibung der Taliban nach dem 11. September 
2001. Schon im Mai starben erstmals mehr Ausländer in Uniform am 
Hindukusch als im Irak.
 Ist das schon Krieg? Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) 
bestreitet das vehement. Mit Krieg verbänden die Deutschen den 
millionenfachen Tod in zwei Weltkriegen 1914-18 und 1939-45, meint 
er. Deshalb ist der am 27. August in eine Sprengfalle geratene 
Hauptfeldwebel nach Worten des Ministers »ums Leben gekommen«. Der 
deutsche Oberbefehlshaber in Nordafghanistan, General Jürgen Weigt, 
ist da ehrlicher. Bei der Trauerfeier vor einer Woche in 
Masar-i-Sharif sagte er, der Soldat sei im Einsatz »gefallen«. Das 
war Klartext.
Fackeln flackerten am Ehrenmal unterhalb des Marmalgebirges und das 
Lied vom guten Kameraden verstummte, als Weigt Fragen vor 800 
Soldaten formulierte, die die Politik hierzulande sich nicht zu 
stellen traut. Kann man vermitteln, dass ein »junger Mensch in einer 
entlegenen Furt im Norden Afghanistans sein Leben verliert«? Vor 
allem: »Wofür lohnt es sich, in diesem fernen Land zu sterben?«
Aus Sicht der Militärs »ist die Frage falsch gestellt«, sagte Weigt. 
»Der Soldat lebt für seinen Auftrag.« Der gefallene Hauptfeldwebel 
sei Führer seiner Patrouille durch und durch gewesen. Deshalb habe er
im Führungsfahrzeug ganz vorne gesessen. Kurzum: Nicht das Militär, 
sondern die Politik muss mehr denn je erklären, warum Deutschlands 
Freiheit am Hindukusch verteidigt wird. Dabei geht es um mehr als 
rechte Worte: Umgekommen oder gefallen? Scharmützel oder Krieg?
Gelegenheit dazu geben die kommenden Wochen. Die im Bundestag zu 
billigende - und von der Regierung bereits beschlossene - Aufstockung
des deutschen Kontingents von 3500 auf 4500 Männer und Frauen steht 
an. Selbst die Grünen dürften dem Mandat für ein weiteres Jahr 
zustimmen, wenn der zivile Wiederaufbau stärker zum Ausdruck kommt. 
Das ist wichtig. Denn das Bemühen um eine funktionierende 
Zivilgesellschaft kommt nicht voran, solange die Taliban ihre 
Nadelstiche fortsetzen. Ohne Sicherheit gibt es keine Verwaltungs- 
und wirklichen Rechtsfortschritte.
Dabei geht es punktuell voran. Großstädte mit fast normalem Leben, 
Handy, Fernsehen, in Kabul bald 24 Stunden Strom und Bildung für so 
viele junge Leute wie noch nie stehen auf der Habenseite.
Vermutlich wird sich die Diskussion um das Bundeswehrmandat auf den 
Einsatz von Awacs-Flugzeugen verengen. Dennoch kann daraus eine 
Schlüsseldebatte werden. Deutsche Luftleitoffiziere sollen auf Wunsch
der Nato Bomber in Zielgebiete (drop zones) lenken, was vom 
Isaf-Auftrag nicht gedeckt ist. Awacs ist aber auch zugleich ein 
System für mehr Sicherheit am Himmel über einem Land, in dem Krieg 
und Frieden noch viele Jahre eng miteinander verwoben bleiben.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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