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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Varusjahr 2009

Bielefeld (ots)

Vielfach beklagen regionale Politiker, dass die
Bezeichnung Ostwestfalen-Lippe ein Kunstbegriff ist und in der Welt 
daher zu wenig Eindruck macht. Zudem gebe es viele Bürger, die sich 
mit Ostwestfalen-Lippe oder dem Kürzel OWL nicht identifizieren 
können. Eine Klammer, die die Region zusammenhält, zusammenschweißt 
und dafür sorgt, dass es mit Ostwestfalen-Lippe weiter voran gehen 
kann, wird schmerzlich vermisst. Diese Argumentation traf unter der 
rot-grünen Landesregierung zu und trifft auch heute unter 
Schwarz-Gelb in Düsseldorf zu.
Der Vorschlag zur Güte: Die Region OWL sollte sich besser am 
Tourismus-Merkmal Teutoburger Wald orientieren. Bisher stand OWL für 
Wirtschaft, Bildung, Sport sowie Kultur und der Teuto für den 
Fremdenverkehr.
Wer jetzt weiter lamentieren will, dass auch der Teutoburger Wald 
seine räumlichen Grenzen hat, sollte sich einmal vergegenwärtigen, 
dass wir im Teutoburger Wald nicht nur den Hermannsweg, sondern auch 
das Hermannsdenkmal haben. Ein Denkmal von welthistorischer 
Bedeutung. Schließlich erinnert das Denkmal an die Schlacht im 
Teutoburger Wald, auch als Varus- oder Hermannsschlacht bekannt. Die 
Germanen, angeführt von Arminius (Hermann der Cherusker), besiegten 
vor 2000 Jahren die Römer. Ein Weltreich wurde im Teuto an drei Tagen
in die Knie gezwungen.
Im heimischen Teutoburger Wald wurde Weltgeschichte geschrieben. In 
diesem Jahr hat die Schlacht 2000-jähriges Jubiläum. Und was tut die 
Region? Sie verlässt sich auf die Verantwortlichen des 
Jubiläumsjahres. Doch jetzt rächt sich, was Politiker und 
Amtsarchäologen seit 1989 versäumt haben. 1989 begannen die 
Ausgrabungen in Kalkriese bei Osnabrück. Und für die Kalkrieser stand
sofort fest, wir graben hier den Ort der Varusschlacht aus. Wir 
warten nicht auf den Beweis, sondern wir biegen uns die Funde so hin,
dass sie zur Varusschlacht passen.
Kampflos und ohne Not hat Ostwestfalen-Lippe seitdem den Schlachtort 
von welthistorischer Bedeutung aufgegeben, beklagt zu recht der 
CDU-Landtagsabgeordnete Heinrich Kemper. Das Varusjahr bietet nunmehr
die Gelegenheit, dem Kampfgetümmel in Kalkriese Einhalt zu gebieten.
 Es liegt an Ostwestfalen-Lippe, das Varusjahr mit Leben zu füllen. 
Wir sollten endlich den geistigen und gesellschaftlichen Wert 
erkennen, der der Schlacht im Teutoburger Wald innewohnt. Wer 
weiterhin kampflos ein Identifikations-Merkmal der Region aufgibt, 
sollte sich nicht wundern, wie auch in anderen Dingen 
Ostwestfalen-Lippe überflügelt wird.
Hermann der Cherusker ist kein neuer Nationalheld. Sein Tun liegt 
2000 Jahre zurück und kann nicht je nach Weltlage für politische 
Zwecke missbraucht werden. Hermann wurde 37 Jahre alt. Zwölf Jahre 
währte seine Macht. In diesen zwölf Jahren hat er die Welt verändert.
Er wurde zum Mythos. Wir sollten daher nicht nur im Varusjahr die 
Chancen für neue Erkenntnisse nutzen.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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