Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Merkel in Afghanistan
Bielefeld (ots)
Ein Blitzbesuch, von dem selbst der Außenminister erst auf den letzten Drücker informiert wurde: Man könnte Angela Merkel vorwerfen, sie wolle sich mit ihrer Visite in Kundus vor allem für den bevorstehenden Wahlkampf munitionieren. Niemand solle der Kanzlerin nachsagen können, sie kümmere sich nicht genug um die deutschen Soldaten und deren gefährliche Mission. Schließlich war sie zuvor nur ein einziges Mal auf Truppenbesuch am Hindukusch - und das vor anderthalb Jahren. Doch dieser Vorwurf ginge am Ziel vorbei. Denn das Augenmerk der Kanzlerin gilt nicht nur der Truppe, sondern ausdrücklich auch dem Fortgang des zivilen Wiederaufbaus und der Polizeiausbildung. Seht her: Wir Deutschen nehmen unsere Aufgaben in Afghanistan ernst! Das ist die Botschaft, die Merkel vor allem an den US-Präsidenten Barack Obama sendet. Zugleich untermauert die sie damit das deutsche Credo, dass mit Waffengewalt allein am Hindukusch nichts auszurichten ist. Punkten kann Merkel zudem mit der Wahl des Zeitpunktes für ihre Visite: Während die Teilnehmer des Nato-Gipfels noch die neu beschworene Einigkeit feiern, zeigt die deutsche Bundeskanzlerin bereits Flagge. Mit ihrem Afghanistan-Besuch ist Angela Merkel erneut ein geschickter außenpolitischer Schachzug gelungen. Und schaden im Wahlkampf wird er gewiss auch nicht.
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