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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Piraten im Indischen Ozean:

Bielefeld (ots)

Bange machen gilt nicht, sagen sich die Piraten
im Indischen Ozean, und weiten ihr kriminelles, aber höchst 
einträgliches Geschäft aus. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht ein 
Frachter in die Hände von Seeräubern gerät. Selbst imposante 
Kriegsschiffe aus aller Herren Länder schaffen es nicht, das 
Seegebiet zwischen der arabischen Halbinsel und der ostafrikanischen 
Küste sicherer zu machen.
Die Bundesregierung weist zwar Absprachen über ein härteres Vorgehen 
gegen das Seeräubertum zurück, die internationale Diskussion darüber 
ist jedoch einen Schritt weiter.
Die amerikanische Außenministerin Hillary Clinton gibt zu, dass die 
bisherigen Maßnahmen nicht ausreichend sind. Ob aber die Drohung, das
Vermögen von Piraten einfrieren zu wollen, wirklich abschreckend 
wirkt, darf bezweifelt werden.
Den deutschen Reedern ist inzwischen auch klar geworden, dass alle 
Maßnahmen bisher nicht zu dem gewünschten Erfolg geführt haben.
Andererseits: Auch wenn es Zeit und Geld kostet, müssen die Schiffe 
vermehrt in Konvois fahren, um sie vor Angriffen zu schützen. Die 
Schiffseigner fordern ebenso einige deutsche Politiker, die 
Auseinandersetzung mit den hochgerüsteten Seeräubern auf eine neue 
Stufe zu stellen.
Die Mutterschiffe der Piraten sollten ausgeschaltet werden, fordert 
nicht nur Rainer Stinner von der FDP. Hans-Peter Uhl von der CSU sagt
offen: »Unverzüglich versenken.« Und schon stellen sich neue Fragen. 
Wer gibt den Befehl, mit Kanonen auf die Seeräuber-Befehlszentralen 
zu schießen? Wer hält seinen Kopf dafür hin, wenn sich später 
herausstellt, dass es doch nur ein harmloses Fischerboot gehandelt 
hat? Und was hindert einen festgenommenen Piratenboss daran, vor 
internationelen Gerichten sein angeblich erlittenes Unrecht zu 
beklagen?
Die Staatengemeinschaft muss ernsthaft darüber nachdenken, den 
Internationalen Seegerichtshof in Hamburg über Seeräuber urteilen zu 
lassen - in welchem Land auch immer. Der Vertrag zwischen dem Bund 
und Kenia über die Aufnahme und Aburteilung festgenommener Piraten 
ist möglicherweise zu schnell geschlossen worden. Sind die Bedenken 
über die Wahrung von Menschenrechten ausreichend berücksichtigt 
worden? Wer die Demokratie als vorbildliche Staatsform für alle 
preist, muss sich die Mühe machen, ihre Prinzipien peinlichst 
einzuhalten.
 Schon jetzt kann sich der Prozess gegen somalische Piraten, die von 
deutschen Soldaten festgesetzt wurden, zu einer Posse entwickeln. Die
Kriminellen haben deutsche Anwälte beauftragt, die Bundesregierung zu
verklagen, weil gegen sie in Ostafrika und nicht auf deutschem Boden 
verhandelt wird. Und außerdem sei die Unterbringung im Knast von 
Mombasa menschenunwürdig. Jürgen Trittin persönlich will sich in 
Kenia über die Haftbedingungen informieren. Ob er wohl mit dem Schiff
nach Ostafrika reisen wird?

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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