Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Karstadt und Quelle
Bielefeld (ots)
Karstadt ist am Ende. Doch es besteht große Hoffnung, dass das Ende für viele der knapp 43 000 Arcandor-Beschäftigten ein neuer Anfang sein wird. Was die Bundesregierung betrifft, so hatte sie gar keine andere Möglichkeit, als das Ansinnen des Arcandor-Vorstandes auf Unterstützung aus dem Krisenrettungsfonds abzulehnen. Zu lange schon dauert der Überlebenskampf des Versand- und Kaufhauskonzerns. Zu groß sind die hausgemachten Managementfehler, zu klein die Bereitschaft von Eigentümern, Banken und Vermietern, ihren Teil zu einer Rettung beizutragen. In dieser Situation wären jede staatliche Subvention so wirkungslos versickert wie vor ein paar Jahren das Wahlgeschenk des damaligen Kanzlers Gerhard Schröder für den dann doch kurze Zeit später pleite gegangenen Baukonzern Holzmann. Längst bedeutet der Antrag auf Insolvenzeröffnung nicht mehr zwangsläufig den Tod eines Unternehmens. Gerade im Falle der Arcandor-Firmen Karstadt und Primondis-Quelle stehen mögliche Übernehmer schon bereit. Metro möchte etwa 60 der 90 Karstadt-Häuser mit seiner Kette Galeria Kaufhof zusammenführen. Auch suchen Mediamarkt und Saturn in der ein und anderen Stadt schon lange eine Immobilie. Schlimmstenfalls könnte der ein oder andere Billigheimer in den Kaufhausimmobilien seine Ein- und Zwei-Euro-Schnäppchen feilbieten. Echte Leerstände in den Häusern, über deren städtebaulich-architektonischen Wert man übrigens an manchen Stellen geteilter Meinung sein darf, wird es dauerhaft kaum geben. Da ist die Gefahr bei den schon zu einem früheren Zeitpunkt aus Arcandor herausgetrennten und länger insolventen Hertie-Häusern größer. Was das Versandgeschäft von Quelle und die Sport-Filialen von Karstadt betrifft, so hat der Hamburger Otto-Konzern Interesse angemeldet. Rewe möchte die bereits vom Konzern betriebenen Perfetto-Lebensmittelmärkte - für manche Feinschmecker der wesentliche Grund, bei Karstadt einzukaufen - gerne weiter führen. Und wenn dann doch irgendwo ein Karstadt-Kaufhaus verschwindet, baut bestimmt ein anderer Konzern - beispielsweise ECE - in der Nähe eine neue Shopping-Mall. Und natürlich werden dort auch ehemalige Karstadt-Verkäufer Beschäftigung finden. Aus Sicht der Einzelhändler wäre es eigentlich sinnvoll, wenn wenigstens ein Teil der Karstadt-Häuser verschwände. Die Verkaufsfläche pro Einwohner ist nirgendwo in Europa so groß wie in Deutschland. Sie ist in den vergangenen Jahren trotz der neuen Internet-Konkurrenz sogar noch gewachsen. Irgendwann wird es darum eine Marktbereinigung im Sinne einer wirklichen Reduktion des Angebots geben müssen. Doch da tut sich der Einzelhandel ebenso schwer wie die Automobilindustrie, in der Opel trotz der riesiger Neuwagen-Halden weiter produzieren darf. Trotz der Krise funktioniert der Wettbewerb - zum Wohl der Beschäftigten und der Kunden.
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