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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Nahost

Bielefeld (ots)

Im Nahen Osten herrscht derzeit Ruhe. Israel
wird weder von Angriffen von Hamas-Extremisten aus dem Gazastreifen 
bedroht noch stellen Aktivisten von Milizen aus dem Westjordanland 
oder Hisbollah-Kämpfer aus dem Libanon eine Gefahr für Israel da. Die
Israelis sind Ministerpräsident Benjamin Netanjahu dankbar dafür, 
weil er diese Ruhe auch ohne Friedensgespräche erreicht hat.
Die Palästinenser haben zur Zeit genug mit sich selbst zu tun. In der
Fatah-Organisation von Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas wird noch
immer über eine Anwendung von Gewalt zur Durchsetzung von 
politischenn Zielen gegenüber Israel gestritten. Angeheizt wird diese
Debatte durch den Vorschlag von Netanjahu, der sich einen 
Palästinenserstaat nur ohne eigene Armee und ohne Ost-Jerusalem als 
palästinensische Hauptstadt vorstellen kann. Die Hamas-Extremisten, 
entschiedene Gegner der Fatah, haben erst vor wenigen Wochen 
bewiesen, dass sie ihre Macht im Gazastreifen mit allen Mitteln 
verteidigen werden. Sie schlugen einen Aufstand von El Kaida 
nahestehenden palästinensischen Extremisten gnadenlos nieder.
 Vor diesem Hintergrund kann man Netanjahus gestern geäußerte 
Zuversicht, dass in ein bis zwei Monaten wieder Gespräche über eine 
Friedenslösung im Nahen Osten aufgenommen werden, nur als taktisches 
Geplänkel abtun. 300 000 jüdische Siedler leben bereits im 
Westjordanland - Kernland für einen künftigen Palästinenserstaat - 
und ein echter Siedlungsstopp ist nicht in Sicht. Verhandlungen unter
solchen Bedingungen sind für Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas 
wohl unannehmbar. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat wie andere 
europäische Politiker bekräftigt, dass sie den Stopp des 
Siedlungsbaus als »entscheidende Voraussetzung« für einen umfassenden
Frieden ansieht. Davon wird sich Netanjahu nicht sonderlich 
beeindrucken lassen.
Der entscheidende Spieler in diesem Konflikt ist der US-Präsident. 
Barack Obama, der sich der islamischen Welt als ehrlicher Vermittler 
präsentieren möchte, könnte entscheidenden Druck auf Israel ausüben, 
um eine Zwei-Staaten-Lösung herbeizuführen. Der clevere Taktiker 
Netanjahu hat bemerkt, dass Obama letztendlich vor scharfen 
Sanktionen gegenüber Israel zurückschreckt, aus Rücksicht auf die 
mächtige Israel-Lobby im eigenen Land. Vor allem ist Obama aber 
derzeit mit der Gesundheitsreform, der Wirtschaftskrise und dem 
Irak-Abzug so sehr beschäftigt, dass er nicht allzu viel Kraft auf 
den Nahostkonflikt verwenden kann.
An einer Zwei-Staaten-Lösung werden die Israelis letztlich nicht 
vorbeikommen, weil ein grundsätzliches Problem bestehen bleibt. Wenn 
kein palästinensischer Staat gegründet wird, und das Westjordanland 
Teil Israels bleibt, werden die Palästinenser schon in wenigen Jahren
die Mehrheit im jüdischen Staat Israel stellen. Für die meisten 
Israelis ist das unvorstellbar.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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