Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Frauenquote bei der Telekom:
Bielefeld (ots)
Die Telekom hat verstanden: Ohne Frauen ist über kurz oder lang auch das Wirtschaftsleben höchst unproduktiv. Mit einer Quote tut sie aber weder sich selbst noch den Frauen dieses Landes einen Gefallen. Erstens ist es bedenklich, wenn Posten nur nach äußeren Eigenschaften vergeben werden. Sind Hautfarbe oder Geschlecht das entscheidende Kriterium für den Aufstieg, können sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer nicht mehr so frei entscheiden, wie sie es im Berufsleben müssen. Mitarbeiter werden darüber hinaus nicht mehr als Individuum, sondern nur noch als auf ein bestimmtes Merkmal reduziertes Wesen wahrgenommen. Diese Sichtweise sollten moderne Gesellschaften nicht zulassen. Zweitens werden hochqualifizierte Frauen mit einer Quote dem Verdacht ausgesetzt, Alibi-Führungskräfte zu sein. Das fördert das Misstrauen gegenüber Frauen, die es auch ohne Quote an die Spitze geschafft hätten. Prompt haben sie das Etikett »Quotenfrau« am Rockzipfel. Drittens kann sich bei den Männern, die das Nachsehen haben müssen, sehr viel Frust entwickeln. Sie strengen sich an, die Frauen kommen weiter. So kann Gleichberechtigung schnell zur Bevorzugung für Frauen und damit zur Benachteiligung von Männern werden. Fazit: Eine Quote garantiert Unternehmern weder qualitativ hochwertiges Personal noch kann sie für Frauen ein Quell der beruflichen Befriedigung sein. Quoten kosten Energie, produzieren Frust bei kompetenten Männern und Skepsis gegenüber führenden Frauen. Der Lösungsvorschlag geht in eine andere Richtung: Wenn eine Gesellschaft Frauen wirklich fördern will, sollte sie Möglichkeiten schaffen, dass Frauen ihrer Karriere im gleichen Maße nachgehen können wie Männer. Nach wie vor sind es überwiegend Frauen, die nach der Geburt eines Kindes zu Hause bleiben. Frauen, die sich bewusst dafür entscheiden, erfahren ein neues Glück. Eines, das für sie womöglich viel größer ist als die eigene Karriere. Um diese Frauen geht es in der Diskussion aber nicht. Es geht um jene, die nicht drei Jahre oder länger zu Hause bleiben wollen, es aber müssen, weil sie niemanden haben, der auf ihr Kind aufpasst. Diese Frauen wollen und brauchen eines: Einrichtungen, in denen sie ihr Kind tagsüber sicher und fürsorglich betreut wissen, die flexible Öffnungszeiten bieten und obendrein bezahlbar sind. Auch wenn es manch einer als Egoismus abtun wird: In dem Maße, wie die Qualifikation von Frauen in den vergangenen Jahren gestiegen ist, ist es einfach nicht mehr zeitgemäß, von einer Frau zu verlangen, sich für Kinder oder Karriere zu entscheiden. Es geht beides - wenn die Infrastruktur stimmt, wenn der Partner mitzieht, wenn Frau und Mann ein dickes Fell besitzen. Nicht jedem wird das neue Selbstbewusstsein gefallen. Egal. Hauptsache, Mutter, Vater und Kind sind glücklich.
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