Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Arminia Bielefeld
Bielefeld (ots)
Arminia Bielefeld ist immer für eine Überraschung gut. Das hat die denkwürdige Sitzung des Bielefelder Stadtrates einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Es war spannend wie ein Krimi an diesem Freitag, der für den DSC Arminia Bielefeld ausgerechnet zu Beginn des Leinewebermarktes ein ganz schwarzer Freitag hätte werden können. Das Ergebnis hingegen ist nur ein schwacher Trost - zumindest aus Sicht der DSC-Fans. Arminia Bielefeld ist nicht gerettet, aber auch noch nicht beerdigt. Die Insolvenz ist zwar für den Moment abgewendet, die zur Rettung erforderliche Lizenz aber noch längst nicht in greifbare Nähe gerückt. Die Hilfe der Stadt kommt einem Tropfen auf dem heißen Stein gleich. Der Betrag von 500 000 Euro ist nicht mehr als eine Beruhigungspille für einen schwer kranken Patienten, der schon fast tot ist - der sich fast selbst zu Tode gewirtschaftet hat. Ob der Patient jemals wieder gesund werden kann, weiß niemand. Im Moment atmet er noch, aber der Schwerkranke muss in den nächsten Tagen bis zum alles entscheidenden Stichtag am 2. Juni noch reichlich Infusionen bekommen, damit es ihm auch langfristig wieder gut gehen kann. Der Stadtrat hat den Ball weiter in Richtung Wirtschaft gespielt. Die Unternehmen sind nun einmal mehr gefordert, die Rettung mit einer weiteren kräftigen Finanzspritze in Höhe von 2,35 Millionen Euro herbeizuführen. Das sollte möglich sein, auch angesichts der lauthalsen Versprechen zumindest einiger Wirtschaftsvertreter in den vergangenen Wochen. Wenn die Wirtschaft sich bewegt und auch die Stadt noch etwas Entgegenkommen zeigt, könnte es klappen. Aber das ist nur die kurzfristige Perspektive. Die Frage aller Fragen lautet: Wie geht es mittel- und langfristig mit Arminia Bielefeld weiter - sowohl sportlich als auch wirtschaftlich? Schaffen es die neuen (und alten) Verantwortlichen, die Karre aus dem Dreck zu ziehen? Packen Sie es, so solide zu wirtschaften, dass die Geldgeber ihr Vertrauen nicht verlieren und neues gewinnen? Und gelingt es, endlich ein Konzept vorzulegen, das nicht nur bis zum 2. Juni, sondern darüber hinaus reicht? Klar ist seit Freitag: Die Rettung muss nicht aus emotionalen, sondern aus aus rein betriebswirtschaftlichen Gründen erfolgen. Hier geht es nicht nur um kickende und hoch bezahlte Fußballprofis. Hier geht es mittlerweile darum, noch größeren Schaden von der Stadt und dem Land abzuwenden. Denn sollte Arminia pleite gehen, sind mehr als zehn Millionen Euro öffentliches Geld futsch, 3,6 Millionen Euro der Stadt und fast zehn Millionen Euro des Landes (Bürgschaft für Osttribüne). Fakt ist, dass diese Ratssitzung in die Geschichte eingehen wird. Arminia ist noch nicht tot. Wir können zwar alle nicht hellsehen, welche Konsequenzen die Entscheidung des Rates haben wird, aber eines steht fest: Diese Sitzung wird Konsequenzen haben. Früher oder später.
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