Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zum Thema Organspende
Bielefeld (ots)
Darf der Staat in einer so hochsensiblen Angelegenheit wie der Organspende Druck auf die Bevölkerung ausüben? Um diese Frage geht es im Kern bei der Beratung über ein neues Transplantationsgesetz. Um die Frage gleich zu beantworten: Ja, der Druck muss erlaubt sein, denn das Prinzip Freiwilligkeit kann das Problem des Organmangels nicht beheben. Bei der Entscheidungslösung geht die Initiative vom Staat aus, der jeden Bürger irgendwann auffordert, verbindlich zu erklären, ob er nach seinem Tod Organe spenden will oder eben nicht. Bei der Widerspruchslösung liegt die Verantwortung von Anfang an beim Bürger selbst: Er muss von sich aus erklären, dass er im Todesfall keine Organe hergeben will. Beide Varianten zwingen die Menschen dazu, sich über ein Thema klar zu werden, das sie gern verdrängen. Bei nüchterner Betrachtung müsste die Entscheidung pro Organspende ausfallen. Die Vorstellung, nach seinem Tod einem von 12 500 Schwerkranken zu helfen, hat etwas Tröstliches. Der Staat macht uns nicht zum Ersatzteillager, sondern wirbt um praktische Solidarität.
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