Westfalen-Blatt: Vorsichtsmaßnahme beim Schmallenberg-Virus: Bauern und Tierärzte, die mit infizierten Tieren in Berührung gekommen sind, sollen zum Bluttest.
Bielefeld (ots)
Um ganz sicher auszuschließen, dass das für Schafe, Rinder und Ziegen neue gefährliche Schmallenberg-Virus Menschen nicht infiziert hat, wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) das Blut von Tierärzten und Bauern untersucht. Das berichtet das Bielefelder Westfalen-Blatt (Donnerstags-Ausgabe) unter Berufung auf das RKI. Zum Buttest werden Personen gebeten, die mit kranken Tieren in Berührung gekommen sind, heißt es in dem Zeitungsbericht. Das RKI ist bundesweit für die Krankheitsüberwachung zuständig. Die Blutuntersuchungen seien eine reine Vorsichtsmaßnahme, sagten die Sprecherin des Friedrich-Loeffler-Instituts, dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit auf das Ostseeinsel Riems, Elke Reinking, und RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher der Zeitung. Ein entsprechender Test müsse aber erst noch auf die Beine gestellt werden, betonte Reinking. Die Zahl der untersuchten Menschen sowie der Beginn der Tests stehe daher noch nicht fest, sagte Glasmacher. Nach Angaben von Reinking ist das Virus nach dem derzeitigen Kenntnisstand für Menschen ungefährlich. Die europäische Seuchenschutzbehörde ECDC in Stockholm hatte mitgeteilt, es sei unwahrscheinlich, dass das Virus Menschen krank machen könne. Ausgeschlossen werden könne dies aber nicht. Wer 150-prozentig sicher gehen wolle, solle sich von Geburten von Kälbern und Lämmern fernhalten, hatte der Kreisveterinär Thomas Delker (Meschede) bereits geraten. In Deutschland gibt es bereits mehr als 70 Schaf- und Ziegenbestände, in denen das Schmallenberg-Virus nachgewiesen wurde, schreibt die Zeitung. Der Erreger führt bei Schafen, Ziegen und Rindern zu Fehl- und Missgeburten. Das Friedrich-Loeffler-Institut spricht von »einer ernsten Bedrohung für die Tiergesundheit in Europa«. Der Erreger wird durch Stechmücken übertragen. Von dem Virus sind bereits Tierbestände in fünf Bundesländer betroffen: Nordrhein-Westfalen (39 Fälle), Niedersachsen (27 Fälle), Hessen (zwei Fälle), Schleswig-Holstein (zwei Fälle) und Rheinland-Pfalz (ein Fall). Hinzu kommen zahlreiche Verdachtsfälle - allein 84 in NRW - die noch überprüft werden. In NRW ist Ostwestfalen-Lippe mit 26 bestätigten Fällen und 24 Verdachtsfällen am stärksten betroffen. Da es noch keine Meldepflicht für diese neue Tierseuche gibt, spricht Veterinär Dr. Ulrich Kros, zuständig für die Tierseuchenbekämpfung beim Kreis Lippe, von einer hohen Dunkelziffer bei der Virus-Ausbreitung. Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat sich in dieser Woche beim EU-Agrarrat in Brüssel für eine Meldepflicht der neuen Tierseuche auf EU-Ebene stark gemacht. Die Kommission hat eine Prüfung zugesagt, berichtet das Westfalen-Blatt. Nach Angaben von FLI-Sprecherin Reinking wird bereits ein Impfstoff entwickelt, um die neue Tierseuche bekämpfen zu können. Dies werde vermutlich 18 Monate dauern. Das Schmallenberg-Virus breitet sich unterdessen in Europa aus. Nach Fällen in Deutschland, den Niederlanden und Belgien wurden gestern erste Fälle aus Großbritannien gemeldet. Das britische Agrarministerium meldete, dass der Erreger bei Schafbeständen in den Grafschaften East Sussex, Norfolk und Suffolk festgestellt wurde.
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