Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zur Organspende
Bielefeld (ots)
Endlich ist eine Entscheidung zur Förderung der Organspendebereitschaft gefallen. Jahrelang hat sich die Politik nicht entschließen können, wie hoch der sanfte Druck auf die Deutschen sein darf, sich in einer gern verdrängten Frage zu erklären. Mit den zwei Varianten »Ja« und »Nein« sowie der Möglichkeit, gar nicht zu antworten, ist ein wachsweicher Kompromiss gefunden worden. Im Sinne der verzweifelt auf ein Spenderorgan wartenden Menschen wäre der Zwang zu einem klaren »Ja« oder »Nein« sehr viel besser gewesen. Die Politik nimmt unnötig Rücksicht auf jene, die sich außer Stande sehen, eine tiefgreifende Entscheidung zu treffen. Machen wir uns nichts vor, die billige Fluchtroute aus der ethischen Grundverantwortung jedes Menschen ist viel zu verlockend ausgefallen. Nicht einmal die ursprünglich vorgesehene Variante »Ich weiß nicht« ist durchs Ziel gekommen. Die Pflicht, über die Grenzen menschlicher Existenz nachzudenken, würde nicht nur den Todgeweihten auf der Warteliste helfen. Sie öffnete auch jenen die Augen, die sich in ewiger Unbeschwertheit wähnen.
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