Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Bildungsbericht
Bielefeld (ots)
Die deutsche Bildungspolitik lobt sich selbst. Der neue Bildungsbericht malt die Situation rosarot: bessere Förderung der Unter-Dreijährigen, mehr Ganztagsschulen, jeder Zweite studiert, mehr Lehrstellen, Migranten holen auf. Doch unter der Oberfläche sieht es besorgniserregend aus. Jeder fünfte Bürger bleibt funktionaler Analphabet, was heißt, dass bei sinkender Bevölkerungszahl die absolute Zahl der Bildungsverlierer steigt. Kleinkinder werden aushäusig statt in der Familie sozialisiert. Schulen dienen als Verwahranstalten für Schlüsselkinder. Lehrstellen bleiben mangels qualifizierter Jugendlicher unbesetzt - und wer beschafft einem Volk von Akademikern genug Arbeitsplätze? Immer dort wo im Bericht konkrete Maßnahmen zur Behebung der Probleme formuliert werden müssten, bleibt der Text wolkig. Wer akademische Publikationen zu lesen versteht, erkennt: Hilflosigkeit. Fazit: Die deutsche Bildungspolitik bleibt eine Baustelle. Dass auf diesem Bauplatz jemals ein bezugsfertiges, den Anforderungen der Moderne standhaltendes Gebäude stehen wird, ist wenig wahrscheinlich.
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