Westfalen-Blatt: Mammut-Prozess um giftigen Bio-Dünger: Das Verfahren gegen einen 44 Jahre alter Belgier wurde vom Landgericht Paderborn eingestellt
Bielefeld (ots)
In einem der größten Umweltstrafprozesse der deutschen Justizgeschichte, dem PFT-Prozess in Paderborn, ist das erste Verfahren gegen einen der sechs Angeklagten eingestellt worden. Das berichtet das Bielefelder Westfalen-Blatt (Freitags-Ausgabe) unter Berufung auf Gerichtssprecher Bernd Emminghaus. Die Einstellung wegen geringer Schuld betrifft einen 44 Jahre alten Angestellten der belgischen Firma Orinso aus Mechelen, schreibt die Zeitung.
In dem Umweltskandal um die giftige Industrie-Chemikalie PFT (perfluorierte Tenside) stehen jetzt noch fünf Angeklagte vor dem Landgericht Paderborn. Den Angeklagten wird Boden- und Gewässerverunreinigung sowie unerlaubter Umgang mit gefährlichen Abfällen vorgeworfen. Sie sollen hochgiftige Industrieklärschlämme zu Bio-Dünger verarbeitet haben, den Landwirte auf ihren Äckern verteilten.
Der Prozess hatte im Januar 2012 begonnen. Er wird vermutlich erst Ende 2013 zu Ende gehen. Bislang haben alle Angeklagten zu den Vorwürfen geschwiegen. Die Anklage war bereits im April 2010 erhoben worden, berichtet das Westfalen-Blatt.
Hauptangeklagter ist Ralf W. (43), Geschäftsführer der Firma GW Umwelt in Borchen (Kreis Paderborn), und der belgische Entsorgungs-Unternehmer Cornelis V. (38) aus Mechelen. Mitangeklagt sind der Betriebsleiter der Firma GW Umwelt, Martin A. (43) sowie jetzt noch zwei Mitarbeiter der belgischen Firma Orinso.
Nach Überzeugung der Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität Bielefeld hat GW Umwelt von 2003 bis 2006 insgesamt 250 000 Tonnen industriellen Klärschlamm aus Belgien und den Niederlanden bezogen, in einem Bodenmischwerk in Borchen weiterverarbeitet und unter dem Namen »Terrafarm« als angeblichen Bio-Dünger an Landwirt verkauft. Das Produkt enthielt die als krebserregend geltende Chemikalie PFT, die ins Trinkwasser gelangte. Im Hochsauerland und im Kreis Soest mussten Wasserwerke mit teuren Filtern ausgestattet, kontaminierte Äcker aufwändig saniert werden.
GW Umwelt soll für die illegale Entsorgung vier Millionen Euro kassiert haben. Die Beseitigung der Umweltschäden ist auf mindestens sechs Millionen Euro beziffert, könnte aber noch deutlich teurer werden, schreibt die Zeitung.
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