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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Oscar-Verleihung

Bielefeld (ots)

Wer sich zu lange für seinen schönen goldenen Preis bedankte, der wurde mit Filmmusik von der Bühne gescheucht: »Der weiße Hai«. Eine Idee mit Biss. Die USA fletschten später noch einmal die Zähne, aber da rieb sich der Zuschauer längst verwundert die Augen: Was sollte diese »Oscar«-Verleihung sein? Festliche Gala? Filmkunstfeier? Ein Konzert? Außenpolitik womöglich? Oder Witzischkeit kennt keine Grenzen, Witzischkeit kennt kein Pardon auf Amerikanisch? Als noch der selige Bob Hope die Show moderierte, wusste man, jetzt kommen ein paar Mätzchen, über die schon die Pilgrim Fathers gekichert haben. Diesmal sangen schwule Männer zusammen mit dem Moderator Seth MacFarlane »We saw your Boobs«, wir haben eure Brüste gesehen, und ins Dolby Theatre von Hollywood marschierte der Herrenwitz ein. Es wurde überhaupt viel gesungen, zeitweise gewann man den Eindruck, man säße beim »Echo« oder beim »Grammy«. Als dann noch William Shatner alias Käpt'n Kirk erschien, der bei jüngeren Fernsehauftritten bereits den Eindruck machte, er fände heute mit der »Enterprise« kaum mehr die Abzweigung aus dem Andromeda-Nebel zurück in die Milchstraße, war klar: Es musste etwas passieren da vorne. Der Scoop ließ nicht lange auf sich warten: Amerikas First Lady, live zugeschaltet aus dem Weißen Haus, durfte einen der Sieger verkünden. »And the winner ist: 'Argo'!« Bester Film also: ein Drama um die Befreiung amerikanischer Geiseln aus dem »Gefängnis Iran«. Was aber, um Himmels willen, hatte die Präsidentengattin dabei verloren? Die Gemeinde der Filmschaffenden, sonst so stolz auf ihre Unabhängigkeit vom Staat, diente sich der Politik an. Prompt schäumten die iranischen Medien, prompt protestierte Teherans Kultusminister. Washingtons Gegenspieler in Nahost fuhr die Krallen aus. Provokation gelungen. Mission accomplished. Man stelle sich vor, das Sklaven-Epos »Django Unchained« hätte gewonnen. Dann hätte die Welt Michelle Obama als Anklägerin des amerikanischen Rassismus wahrgenommen. Welch ein Signal - und ein grundfalsches dazu, denn die Ethnien in den USA auszubalancieren, ist immer noch nicht gelungen, das bleibt auch für Barack Obama eine delikate innenpolitische Aufgabe. Überhaupt: Sollen wir jetzt noch daran glauben, dass die Stimmabgabe für die »Oscar«-Kandidaten bis zur Öffnung der Kuverts geheim ist? Kaum. Die Obamas kannten den Siegerfilm vorab. Dass sich Amerikas politische Spitze blind in ein womöglich den Staatsinteressen zuwiderlaufendes Statement lotsen lässt, ist schlicht undenkbar. Nein, diese Provokation war kühl vorbereitet. Hollywood hat sich vor Washingtons Karren spannen lassen. Insider, die den Niedergang der US-Filmwirtschaft seit längerem alarmiert beäugen, haben es vorhergesehen: Der einstige Nabel der Filmwelt ist bloß noch Kulisse.

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Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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