Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Schockbilder auf Zigarettenschachteln
Bielefeld (ots)
Dass Rauchen der Gesundheit schadet ist alles andere als neu. Seit Jahrzehnten mahnen und warnen Experten aller Couleur davor, zum Glimmstängel zu greifen. Die beim Qualmen freigesetzten und inhalierten Gifte sind mit verantwortlich für Krebs, Herzversagen, Schlaganfälle, Fehlgeburten und und und. Die Liste der schädlichen Folgen ist ellenlang. Schätzungen zufolge sterben in der EU 700 000 Menschen im Jahr an den Folgen des Rauchens. Und doch können selbst Mediziner nicht auf den Nikotinschub verzichten. Es mag vielleicht daran liegen, dass einfach zu oft und bei zu vielen Gelegenheiten Gesundheitsapostel den Finger heben. Zu fettes Essen, zu wenig Obst und Gemüse, zu viel Alkohol, zu viel oder zu wenig Bewegung, zu viel oder zu wenig Schlaf - da ist es kaum ein Wunder, dass durchaus wichtige und ernstzunehmende Hinweise nicht mehr zum Nachdenken oder gar Innehalten anregen. Das aber könnte nun anders werden. Getreu dem Motto »Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte« sollen die ekelerregenden Abbildungen von erkrankten Organen auf den Zigarettenpackungen in Zukunft direkt wie ein Blitz im Gehirn einschlagen, sich dort festsetzen und den Griff zur Zigarette möglichst ein für allemal verleiden. Ob die Schockfotos diese Wirkung nun tatsächlich haben, wird auch unter Fachleuten durchaus kontrovers gesehen. Für das Deutsche Krebsforschungsszentrum in Heidelberg allerdings besteht kein Zweifel daran, dass Menschen aufgrund der Bilder vom Rauchen abgehalten werden. Studien unterstreichen diese Annahme: Umfragen in Kanada haben ergeben, dass 40 Prozent der befragten Raucher nach der Einführung der Horrorbilder auf den Rauchwaren eine neue Motivation hatten, auf den blauen Dunst zu verzichten. Wie viele dann wirklich aufgehört haben, ist unklar. Doch die Tendenz zeigt generell nach unten. Allein in Deutschland ist die Zahl der gerauchten Zigaretten von 140 Milliarden im Jahr 2000 auf 82 Milliarden im vergangenen Jahr zurückgegangen. Die kräftigen Preissprünge in der Vergangenheit dürften dazu sicherlich ebenso erheblich beigetragen haben, wie Werbeeinschränkungen und die Zunahme der Rauchverbote am Arbeitsplatz, in Gaststätten und öffentlichen Gebäuden. Die Schockfotos sind jetzt ein fast zwangsläufiger Schritt, um das Rauchen weiter einzudämmen. Gerade Kinder und Jugendliche, mit Bildern von wuchernden Tumoren, zahnlosen Mündern oder ausgemergelten Kranken auf den Packungen konfrontiert, werden zumindest einmal mehr darüber nachdenken, ob sie ihre Gesundheit derart aufs Spiel setzen wollen. Oder aber sie werden eventuell ihre rauchenden Eltern zur Rede stellen. Allein das ist Grund genug, die neue Regelung zu begrüßen. Schade nur, dass es bis zur Umsetzung der Richtlinie noch einige Jahre dauern wird.
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