Westfalen-Blatt: In fast 30 Prozent der Städte und Gemeinden in NRW fehlen Hausärzte
Bielefeld (ots)
Der Hausärztemangel in Nordrhein-Westfalen hat sich verschärft: In bereits 117 Städten und Gemeinden werden dringend Mediziner gesucht. Das sind knapp 30 Prozent der insgesamt 396 Kommunen. Das berichtet das Bielefelder Westfalen-Blatt (Freitags-Ausgabe) unter Berufung auf das NRW-Gesundheitsministerium. Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigungen Westfalen-Lippe und Nordrhein gibt es derzeit 545 freie Sitze im hausärztlichen Bereich. In Westfalen-Lippe könnten sich noch 332 Mediziner und im Rheinland 213 niederlassen, schreibt die Zeitung. In Westfalen-Lippe sind bereits 32 Prozent der 4970 Hausärzte älter als 60 Jahre. Nach einer Berechnung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung beträgt das Durchschnittsalter eines Kassenarztes in Deutschland 53 Jahre. 1995 seien es noch 48 Jahre gewesen. Mehr als 40 Prozent der Ärzte in Deutschland seien bereits älter als 55 Jahre, sagte eine Sprecherin. Bis 2021 würden in Deutschland 51 000 Haus- und Fachärzte in den Ruhestand gehen. Nach Angaben des NRW-Gesundheitsministerium ist in 69 Kommunen die hausärztliche Versorgung gefährdet und in 48 auf mittlere Sicht in Gefahr, heißt es in dem Zeitungsbericht. Um Ärzte anzuwerben gebe es daher das Hausarztaktionsprogramm. Für eine Prämienzahlung stehen jährlich 2,5 Millionen Euro zur Verfügung. Mediziner, die sich für zehn Jahre in einer Stadt niederlassen in der ein Ärztemangel droht, bekommen von der Landesregierung einen Bonus von 50 000 Euro. Zudem fördert das Land die Gründung oder Übernahme einer Zweigpraxis in so einer Gemeinde mit bis zu 10 000 Euro. Wird eine Praxis in einer Stadt eröffnet, die auf mittlere Sicht von einer Unterversorgung bedroht ist, beträgt die Prämie 25 000 Euro. Mit 775 Euro monatlich werden Weiterbildungsassistenten unterstützt, die in der Förderregion ihre Fortbildung als Allgemeinmediziner ableisten. Bislang seien 141 Anträge gestellt worden, sagte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums dem Westfalen-Blatt. 94 der Anträge seien positiv beschieden worden. Die mit 25 höchste Zahl der bewilligten Anträge entfalle auf den Regierungsbezirk Münster. Es folgen die Regierungsbezirke Arnsberg und Köln mit je 23 Anträgen, Detmold mit 14 Anträgen und Düsseldorf mit neun Anträgen. In Lippe werden die Kassenärzte bereits von der Ärztekammer Westfalen-Lippe aufgefordert, Daten ihnen bekannter Medizinstudenten weiterzugeben, berichtet das Westfalen-Blatt. Auch bei den Patienten in der Arztpraxis soll nach Adressen von Medizinstudenten gefragt werden. Den Studenten sollen Angebote aus Lippe gemacht werden, um sie aufs Land zu locken. Ziel sei es, die angehenden Ärzte unter anderem mit Hospitationen, Praktika und Weiterbildungen an die Region zu binden, sagte der Vorsitzende des Verwaltungsbezirks Lippe der Ärztekammer, Dr. Alexander Graudenz (71) dem Westfalen-Blatt. Zudem wolle man über die ersten Namen versuchen, noch weitere Studenten zu gewinnen, die an der jeweiligen Hochschule studierten. Dr. Graudenz: »Wenn über diesen Weg nur eine Stelle in Lippe gehalten wird, hat sich der Aufwand gelohnt.« Dr. Graudenz besucht zudem Schulen, um bei Abiturienten für ein Medizinstudium zu werben.
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