Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Afghanistan
Bielefeld (ots)
In Kabul entscheidet die große Ratsversammlung darüber, ob vom kommenden Jahr an noch ausländische Truppen die Freiheit der Afghanen am Hindukusch verteidigen sollen. Wie die 2500 Stammesvertreter - anstelle des demokratisch gewählten Parlaments - am Ende entscheiden, dürfte klar sein. Die Schlüsselfrage ist einfach: Dollars oder Bruderkrieg.
Vieles an dem Verfahren, der Legitimität der Entscheider und den finanziellen Konsequenzen des Beschlusses erscheinen uns höchst suspekt. Dennoch ist es richtig, dass die für eine moderne Staatsführung völlig unzureichende Loja Dschirga über die Schicksalsfrage des Landes entscheidet. Hamid Karsais zur Schau gestelltes Misstrauen gegenüber den USA sollte nicht weiter irritieren. Es gehört zur Rhetorik eines Mannes, der im kommenden Jahr sein Amt abgibt.
Schwieriger wird es schon sein, den Stammesführern, Warlords und Drogenproduzenten zu vermitteln, dass Nato-Truppen nie ohne Truppenstatut, also nie eigene Gerichtsbarkeit, zu haben sind. Hier muss der Westen auf seinen Traditionen und bitteren Erfahrungen bestehen.
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