Westfalen-Blatt: zur Europäischen Zentralbank
Bielefeld (ots)
Notenbank-Chef Mario Draghi sollte mal wieder bei John Maynard Keynes lesen. Von dem großen britischen Ökonomen stammt unter anderem die Erkenntnis: »Man kann die Pferde zwar zur Tränke führen. Man kann sie aber nicht zwingen, zu saufen.« Da hilft es auch wenig, wenn die Europäische Zentralbank jetzt die Banken - oder, um im Bild zu bleiben, die Pferde - noch härter dafür bestraft, dass sie ihr Geld nach Frankfurt tragen, statt es aus dem Fenster zu werfen. Sicher, die niedrigen Zinsen entlasten die europäischen Schuldnerstaaten. Doch statt zum Abbau der Kredite nutzen Italien, Spanien, Portugal und auch Frankreich sie immer stärker zum Aufbau neuer Schulden. Das wiederum zwingt Draghi, die Zinsen niedrig zu halten - ein Teufelskreis, der jene straft, die mit dem Geld vorsichtig umgehen und es lieber nachhaltig investieren. Die Rechnung bezahlt die nächste Generation. Ein Manager oder Sporttrainer, der am Kurs festhält, auch wenn der versprochene Erfolg ausbleibt, muss irgendwann gehen. Mario Draghi scheint in der Hinsicht nichts anzufechten. Weil er der Mehrheit der Euro-Finanzminister die Arbeit leicht macht, darf er den Geldhahn weiter offenhalten. Sind eben die Pferde schuld, wenn sie nicht saufen wollen.
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