Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Genfer Autosalon
Bielefeld (ots)
Die Autobranche hat derzeit keinen Grund zu klagen. Die Verkaufszahlen in den ersten beiden Monaten liegen fast überall über dem Vorjahresniveau. Strahlende Gesichter also bei den Autobossen auf dem heute beginnenden Genfer Autosalon.
Selbst bei VW ist die Depression endgültig einer Aufbruchstimmung gewichen. 2016 - ein Jahr, das die Verantwortlichen als die entscheidende Etappe auf dem Weg in eine bessere Zukunft sehen. Demzufolge zeigt sich Konzernchef Matthias Müller in Genf äußerst kämpferisch. 2016, das ist für ihn einerseits das Jahr, um die Probleme mit der Diesel-Problematik für die Kunden zu lösen. Auf der anderen Seite aber auch das Jahr, in dem er mit seinem Team das Fundament für ein neues Volkswagen legen will.
Anders als noch Anfang 2015 beurteilt Müller dabei inzwischen den Stellenwert des autonomen Fahrens. Winkte er als Porsche-Chef bei diesem Thema noch ab, ist er nun sicher, dass sich diese Art der Fortbewegung durchsetzen wird. Das propagiert Mercedes-Boss Dieter Zetsche schon seit geraumer Zeit.
Die Gründe für den Umschwung Müllers sind in seiner neuen Position zu sehen. Dabei vor allem aber darin, dem Konzern neue Geschäftsfelder und Umsatzpotenziale zu eröffnen. Nicht unwichtig vor dem Hintergrund, dass die Kosten für die Aufarbeitung des Diesel-Skandals noch lange nicht überschaubar sind.
Auch die Ausweitung der Anstrengungen, die Elektromobilität möglichst schnell voran zu bringen, hat Ursachen. VW fürchtet - wie übrigens auch alle anderen Hersteller -, dass der Absatz der aufgrund der Software-Manipulationen in Misskredit gebrachten Dieselfahrzeuge deutlich zurückgehen könnte. Und das hätte gravierende Auswirkungen auf den CO2-Ausstoß der jeweiligen Flotten der Autobauer. Denn anders als Benziner produzieren die Selbstzünder diesen Schadstoff kaum, pusten stattdessen Stickstoffoxid in die Luft. Würden also mehr Benziner gekauft, wären die von der Politik vorgegebenen CO2-Ziele nicht einzuhalten. Da wären E-Autos mit ihrer Null-Emission vor Ort und auch Hybrid-Fahrzeuge der große Rettungsanker.
Doch bis der wirklich fest im Boden greift, dürften noch ein paar Jahre vergehen. Noch sind die Stromer zu teuer und haben eine zu geringe Reichweite. Zudem fehlt es an Ladesäulen. Um eine flächendeckende Lade-Infrastruktur zu schaffen, müssen Wirtschaft und Politik gemeinsame Sache machen. Entsprechende Gespräche laufen seit einiger Zeit hinter verschlossenen Türen. Ergebnisse gibt es aber noch nicht.
Bei den derzeit relativ günstigen Kraftstoffpreisen wäre es ohnehin schwierig, Kunden von einem E-Mobil zu überzeugen. Stattdessen sorgen die Verkäufe der weichgespülten Geländegänger (SUV) und PS-starken Autos für zufriedene Gesichter bei den Herstellern.
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