Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Erdogans Verbalattacken
Bielefeld (ots)
Faschismusvorwürfe, Wiedereinführung der Todesstrafe, Aufkündigung des Flüchtlingsabkommens: Die Verbalattacken und Drohungen aus Ankara werden immer lauter und sind kaum noch zu ertragen. Kann die Regierung Merkel da weiter so gelassen reagieren, wie sie es bisher tut? Ja, kann sie. Die Strategie der Deeskalation ist richtig. Erdogan ist im Wahlkampfmodus und fürchtet sich offenbar so sehr vor einer Niederlage beim Referendum, dass er auf Provokation setzt, um so die Stimmen rechtskonservativer Türken zu gewinnen. Alle Umfragen deuten auf ein knappes Ergebnis hin. Gerade die im Ausland lebenden Türken könnten zum entscheidenden Faktor werden. Gleichzeitig will er so von den innertürkischen Problemen ablenken. Deutschland und die EU brauchen die Türkei - wegen des Flüchtlingszustroms, wegen des Kampfes gegen den IS und wegen ihrer strategischen Lage als Tor zum Nahen Osten. Doch die Türkei ist umgekehrt auch auf Europa angewiesen, das für das Land am Bosporus der größte Exportmarkt ist. Sollte sich Erdogan am Ende wirklich von Europa abwenden, dann wäre nicht Europa der Verlierer, sondern die Türkei.
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