Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Armin Laschet (CDU)
Bielefeld (ots)
Die Mehrheit ist denkbar knapp und die Erwartungshaltung könnte größer kaum sein: Dem strahlenden CDU-Wahlsieger Armin Laschet bleibt wenig Zeit zum Feiern. Dabei kann sein Erfolg gar nicht hoch genug bewertet werden. Keine zehn Wochen ist es her, da hätten selbst treueste Christdemokraten keinen Cent auf den Sieg des 56-jährigen Aacheners gewettet. Im Gegenteil: Der Unmut über seine Wahlkampfstrategie brach sich bereits Bahn - zumindest hinter vorgehaltener Hand. Nun sind alle Kritiker verstummt - zumindest für den Moment. Doch die Zeit drängt, und Armin Laschet weiß das nur zu gut. Er muss rasch beweisen, dass er das Land tatsächlich besser regieren kann, als es Rot-Grün in den vergangenen sieben Jahren getan hat. Dass er NRW tatsächlich zum »Aufsteigerland« machen kann. Dass er NRW tatsächlich wieder an die Spitze bringt - übrigens auch im Konzert der Bundesländer, wo allein wegen seiner Bevölkerungsgröße alles andere als eine herausragende Rolle inakzeptabel sein sollte. Dazu bleibt Armin Laschet realistisch betrachtet nur ein Weg - er muss den Politikwechsel wagen und eine schwarze-gelbe Koalition in Nordrhein-Westfalen schmieden. Regieren statt taktieren - das muss das Motto für den designierten Ministerpräsidenten sein. Eine Große Koalition würde dem Wählerwillen Hohn sprechen. Die SPD ist abgewählt worden - Hannelore Kraft hat dazu alles Notwendige gesagt und auch getan. Einfach wird das allerdings nicht für die CDU, denn wenn die Lindner-Liberalen etwas aus ihrer jüngeren, unheilvollen Parteigeschichte gelernt haben, dann das: Die FDP darf sich nie wieder bedingungslos an die Union ketten. Kein Wunder also, dass Lindner jeden Automatismus in Sachen Koalitionsbildung rigoros ablehnt. Mit Blick auf sein großes Ziel, die FDP im Herbst in den Bundestag zurück zu bringen, ist das mehr als verständlich. Gleichwohl muss NRW mehr sein als ein Labor für die bundespolitischen Ambitionen eines Christian Lindner. Und in der Sache sind die Hürden für eine schwarz-gelbe Koalition bei weitem nicht so groß wie sie jetzt dargestellt werden. Als Herausforderer von Hannelore Kraft hat Armin Laschet alle überrascht. Jetzt ist er als Baumeister eines zukunftsfähigen Regierungsbündnisses gefragt. Wenn's gelingt, könnte er damit sogar eine Vorlage für die Bundestagswahl im September liefern. Wenn aber nicht, dürfte es mit der neuen Herrlichkeit für die CDU zwischen Rhein und Weser recht schnell wieder vorbei sein.
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