Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Nutri Score
Bielefeld (ots)
Die betroffenen Verbraucher zu fragen, kann so verkehrt nicht sein. Schon gar nicht, wenn es um so etwas Wichtiges geht wie das Essen. Bundesernährungsministerin Julia Klöckner hat es getan. Nun bleibt ihr gar nichts anderes übrig, als sich an das Ergebnis ihrer Umfrage zu halten und den Nutri-Score einzuführen. Und damit handelt sie richtig. In jenen weit zurückliegenden Zeiten, als die Menschen ihr Essen noch selbst gesammelt oder angebaut, gejagt oder geschlachtet, zubereitet und gekocht haben, da brauchten sie keine Kennzeichnung. Sie wussten auch so, was gesund ist und was sättigend und was nur dem Genuss dient. Heute sieht man es den Fertigsuppen, der Tiefkühlpizza, dem Kartoffelpüree-Pulver, gefrorenen Pommes, Nudeltaschen, Fischkonserven und anderen sogenannten »Convenience«- Produkten nicht mehr einfach an, ob sie dem Körper noch gut tun. Bei manchen Süßwaren, Müslis und Desserts ahnt der Genießer zwar die Zusammenhänge. Aber um Genaueres zu wissen, müsste er einen Blick auf die Zutatenliste werfen und eventuell mit anderen Produkten vergleichen. Doch wer außer Allergikern und Diabetikern macht das schon? Mehr als die Hälfte der Deutschen ist übergewichtig, sagt das Statistische Bundesamt. Das ist umso bedenklicher, als Fettleibigkeit Ursache vieler Erkrankungen ist. Dass etwas geändert werden muss, hat auch die Ernährungswirtschaft eingesehen. Wer will schon später als Krankmacher - wenn nicht juristisch, so doch moralisch - in Regress genommen werden? Sicher, mit dem Nutri-Score hatten einige Hersteller bis zuletzt Probleme. Nicht von ungefähr vermuten sie, dass sich Produkte, die rot und mit einem »E« gekennzeichnet sind, nicht mehr so gut verkaufen werden. Aber zum einen gibt es immer Verbraucher, die den Genuss dem Verzicht vorziehen, selbst wenn sie das später bereuen. Zum anderen konkurrieren die Produkte immer noch untereinander, etwa Pommes mit Pommes. Kein Lebensmittel ist ganz ausgeschlossen. Um den Nutri-Score zu verstehen, genügt der schnelle Blick. Für alles Weitere muss und soll der Verbraucher auf die Zutatenliste und eventuell weitere Logos wie »Bio« oder »aus der Region« achten. Dass der Nutri-Score nicht gesetzlich vorgeschrieben wird, sondern von der Industrie freiwillig aufgebracht werden muss, ist dem Freihandel und dem europäischen Recht geschuldet. Im Einzelnen ist auch der Nutri-Score noch verbesserungsfähig. So berücksichtigt er auf der Positivseite nicht alle Inhaltsstoffe; nicht Vitamine, Mineralien, ungesättigte Fettsäuren. Die Art der Erzeugung, ob ökologisch oder in Massenhaltung, spielt keine Rolle. Kann sein, dass hier noch nachgebessert wird. Wichtiger ist, dass es jetzt bald losgeht.
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