Westfalen-Blatt: Neue TV-Geld-Verteilung: Bayern und Leipzig büßen 20 Millionen Euro ein - trotzdem kaum Umverteilung von Großen zu Kleinen
Bielefeld (ots)
Der von der Saison 2021/22 geltende neue Modus zur Ausschüttung der TV-Gelder an die 36 Klubs der 1. und 2. Fußball-Bundesliga führt kaum zu einer Umverteilung. Wie das in Bielefeld erscheinende Westfalen-Blatt (Donnerstagausgabe) unter Berufung auf eigene Berechnungen berichtet, sind die Einbußen der Vereine prozentual nahezu identisch. Zwar erhalten Branchen-Primus und Rekordmeister FC Bayern München oder RB Leipzig auf gleicher Basis jeweils rund 20 Millionen Euro weniger aus der TV-Vermarktung als in der laufenden Saison und kommt es auch bei Borussia Dortmund, dem VfL Wolfsburg und Eintracht Frankfurt zu zweistelligen Millionenabschlägen. Die prozentualen Einbußen sind aber auch bei etlichen anderen Bundesligisten sowie insbesondere bei vielen Zweitligisten mit bis zu 20 Prozent ähnlich hoch. Weil die Medienerlöse der Deutschen Fußball Liga (DFL) in der nächsten Spielzeit mit 1,252 Milliarden Euro fast 200 Millionen unter dem Wert der laufenden Saison liegen, müssen alle 36 Klubs mit Einbußen rechnen.
Unter Zugrundelegung der gleichen Ausgangsdaten wie in der laufenden Spielzeit wäre Rekordmeister Bayern München weiterhin der Liga-Krösus. Der FCB käme aus der TV-Vermarktung aber nur noch auf rund 83 Millionen Euro - gegenüber aktuell 105 Millionen. Das Minus von 22 Millionen Euro entspricht rund 21 Prozent. Erzrivale Borussia Dortmund könnte miit knapp 81,9 Millionen Euro rechnen statt derzeit 95 Millionen. Der Abschlag liegt hier nur bei knapp 14 Prozent. Mit dem relativ größten Minus muss Verfolger RB Leipzig rechnen: Statt 88 Millionen erhielten die Sachsen nur noch gut 67 Millionen - 23,5 Prozent weniger.
Eintracht Frankfurt (noch 63 Millionen/minus 12,75 Millionen), der VfL Wolfsburg (58,3 Mio./-10,75 Mio.) und die TSG Hoffenheim (62 Millionen/-10,1 Mio) müssen demnach ebenfalls mit zweistelligen Millionenabschlägen kalkulieren. Aber auch der FSV Mainz 05 (46,75 Millionen) würde 8 Millionen oder fast 15 Prozent einbüßen. Ähnlich stellt sich die Situation bei Hertha BSC Berlin (57,5 statt 66,5 Millionen) dar. Bei Borussia Mönchengladbach (69 Millionen), Schalke 04 (68 Millionen), dem SC Freiburg (51,5), Werder Bremen (49,9), dem FC Augsburg (44) sowie dem 1. FC Köln (42,4) liegt das Minus jeweils bei rund 10 Prozent.
Bundesliga-Aufsteiger Arminia Bielefeld als Schlusslicht in der Geldtabelle müsste mit 31,35 statt 34,2 Millionen Euro auskommen - ein Abschlag von mehr als 8 Prozent. Die relativ geringsten Einbußen unter den Bundesligisten erleidet demnach Bayer Leverkusen: 77,4 statt bislang 81,7 Millionen Euro bedeuten einen Rückgang um rund 5 Prozent. Wie der Werksklub würde auch der VfB Stuttgart von einer Neuregelung bei der Verteilung der Gelder aus dem internationalen Wettbewerb profitieren. Die Schwaben erhielten insgesamt fast 42 Millionen Euro - ein Minus von rund 8 Prozent. Union Berlin würde mit 34,6 Millionen rund 6,6 Prozent weniger erhalten als nach dem derzeitigen Verteilschlüssel.
In der 2. Bundesliga trifft die Neuverteilung vor allem frühere Bundesligisten wie den Hamburger SV, den 1. FC Nürnberg, Hannover 96 oder auch den SC Paderborn, VfL Bochum oder Fortuna Düsseldorf mit Abschlägen zwischen rund 15 und 20 Prozent. Auf diesem Niveau liegt auch der Rückgang der Medienerlöse für die Spielvereinigung Greuther Fürth. Der HSV muss den stärksten Einbruch von 22,6 auf 17,9 Millionen Euro befürchten.
Stadtrivale FC St. Pauli profitiert indes von der neuen Ausschüttungskategorie "Interesse". Bei der repräsentativen Umfrage nach dem Gesamtinteresse der Bundesbürger für die 36 Erst- und Zweitligisten rangiert der Kiezklub auf Rang neun. Auch deshalb hielten sich die EInbußen mit 8 Prozent auf 11,5 Millionen Euro in Grenzen. In ähnlicher Größenordnung bewegen sich die Mindereinnahmen von Erzgebirge Aue und dem Karlsruher SC. Nur die Erlöse von Zweitliga-Aufsteiger Eintracht Braunschweig blieben mit rund 9,4 Millionen Euro nahezu unverändert.
Das DFL-Präsidium hatte das neue Verteilmodell am Montag mit acht Ja-Stimmen bei einer Enthaltung beschlossen. Aus dem Kreis der 14 Erst- und Zweitligisten, die im Vorfeld eine Reform zur gleichmäßigeren Verteilung der TV-Gelder gefordert hatten, war Enttäuschung über die Entscheidung zu vernehmen. Auch mehrere Fan-Initiativen kritisierten, dass sich durch das neue System quasi nichts ändere. In den folgenden drei Spielzeiten bis 2025 sollen die TV-Erlöse zwar sukzessive steigen, zugleich werden aber auch die Tabellenstände wieder stärker bei der Verteilung berücksichtigt und sinkt der Anteil der gleichmäßig an alle Vereine ausgeschütteten Festbeträge.
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