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RNZ: Im Krieg - Kommentar zu Guttenberg-Besuch in Kundus

Heidelberg (ots)

Von Christian Altmeier
Bis zur vergangenen Woche durfte der Einsatz der Bundeswehr in 
Afghanistan kein Krieg sein - weder was die Wortwahl, noch was die 
Ausrüstung angeht. So mussten die Soldaten mit leichter Bewaffnung 
und ohne eine ausreichende Anzahl gepanzerter Fahrzeuge in den Kampf 
gegen die Taliban ziehen - bei dem es sich offiziell lange Zeit nur 
um einen Stabilisierungseinsatz handelte. Die Ausrüstung wurde der 
Begrifflichkeit angepasst, nicht zuletzt um die (ohnehin geringe) 
Zustimmung der Bevölkerung und vor allem der Abgeordneten im 
Bundestag nicht zu gefährden.
Doch auf Dauer lässt sich die Realität nicht verleugnen. Am 
Hindukusch brach sie sich mit dem verheerenden Gefecht am Karfreitag 
Bahn. Die Bilder der Särge haben die riskante Sicherheitslage in 
Nordafghanistan mit brutaler Wucht ins Bewusstsein der Bevölkerung 
gerückt. Dadurch hat sich vieles verändert. Verteidigungsminister zu 
Guttenberg und sogar Kanzlerin Merkel nehmen das Wort Krieg in den 
Mund - wenn auch nur umgangsprachlich. Und der Minister kam bei 
seinem jüngsten Besuch am Hindukusch nicht mit leeren Händen. Endlich
werden die Bitten der Soldaten erhört - und die Truppen in 
Afghanistan mit schwerem Gerät wie der Panzerhaubitze 2000 
ausgerüstet.
Das wirft freilich neue Fragen auf. Denn die Waffen passen nicht zur 
aktuellen Strategie, möglichst direkt in Kontakt zur Bevölkerung zu 
treten und zivile Opfer zu vermeiden. Die Zukunft des Einsatzes ist 
ohnehin unklarer denn je. Denn wenn zu Guttenberg den Soldaten den 
Eindruck vermittelt, dass die Politik in Deutschland mit großer 
Mehrheit hinter ihnen steht, entspricht dies längst nicht mehr der 
Realität. Das zeigt nicht zuletzt der Vorstoß von SPD-Chef Sigmar 
Gabriel, der die "Kriegs-Erklärung" Merkels und zu Guttenbergs dazu 
nutzt, ein neues Mandat für den Einsatz zu fordern. Zwar sucht 
Gabriel damit nur den Applaus des linken Parteiflügels. Doch werden 
auch die gut informierten Taliban aufmerksam registrieren, dass die 
parteiübergreifende Zustimmung zu der Mission am Hindukusch zu 
bröckeln beginnt.

Pressekontakt:

Rhein-Neckar-Zeitung
Manfred Fritz
Telefon: +49 (06221) 519-0

Original-Content von: Rhein-Neckar-Zeitung, übermittelt durch news aktuell

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