"Rhein-Neckar-Zeitung" (Heidelberg) über das Abschneiden der Grünen
Heidelberg (ots)
Die Enttäuschung bei den Grünen ist spürbar - trotz des bisher besten Ergebnisses bei einer Bundestagswahl. Denn zu der Zeit, als die Partei eine eigene Kanzlerkandidatin aufstellte, schien sogar ein Wahlsieg in greifbarer Nähe. Dass daraus nun ein dritter Platz mit weitem Abstand zu den beiden dezimierten Volksparteien wurde, ist nur zum geringeren Teil der Nominierung von Annalena Baerbock geschuldet - die sich als unglückliche Wahl erwies. Wesentlich wichtiger für das Abschneiden der Ökopartei als die Debatten über Plagiate in Baerbocks Büchern oder Ungenauigkeiten in ihrem Lebenslauf war allerdings die Tatsache, dass die Partei nicht den Rückenwind durch das Mega-Thema Klimaschutz bekam, den sie sich erhofft hatte. Selbst bei den Erstwählern - die zwei Tage vor der Wahl noch vielfach auf "Fridays for Future"-Demos zu finden waren - hatte schließlich die FDP die Nase vorn. Die im Vorfeld beschworene "Klimawahl" fand also nicht statt - es sei denn, unter umgekehrten Vorzeichen. Denn bei einigen Wählerinnen und Wählern überwogen an der Wahlurne womöglich die Bedenken, ob die radikalen Pläne der Grünen in der Energie-, Umwelt- und Klimapolitik nicht doch zu schmerzhaft in ihr gewohntes Alltagsleben eingreifen würden. Hinzu kam die Ungewissheit, ob man mit einer Stimme für die Grünen am Ende Armin Laschet oder Olaf Scholz ins Kanzleramt verhelfen würde. Wer Scholz favorisierte, wählte dann doch lieber direkt die SPD. Zugleich rückt diese Offenheit Grüne und FDP nun allerdings in die machtvolle Position als Königsmacher. Gelingt es den Liberalen und der Ökopartei, sich miteinander zu verständigen, können sie SPD und Union genüsslich gegeneinander ausspielen - und die Grünen könnten doch noch den Klimaschutz durchsetzen, den es jetzt so dringend braucht.
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