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Kölner Stadt-Anzeiger: Bonner Liturgiewissenschaftler Albert Gerhards warnt vor "verhängnis-vollen Auswirkungen" der Kirchenpolitik Papst Benedikts XVI. Scharfe Kritik an der erwarteten Wiederzulassung des "Tridentinischen Ritus"

Köln (ots)

Angesichts der für Samstag erwarteten Wiederzulassung
"Tridentini-schen Messritus" in lateinischer Sprache von 1570 durch 
Papst Benedikt XVI. hat der Bonner Liturgiewissenschaftler Albert 
Gerhards vor "verhängnisvollen Auswirkungen" der päpstlichen Kirchen-
und Gesellschaftspolitik gewarnt. Der Papst sehe zu wenig, "welch 
positive Ergebnisse die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils 
(1962 bis 1965) gebracht haben", sagte Gerhards dem "Kölner 
Stadt-Anzeiger" (Samstag-Ausgabe). Die Folge davon sei zum Beispiel 
eine "allüberall wahrnehmbare Skepsis der Kirchenleitung gegenüber 
der Mitsprache von Laien", so Gerhards weiter. "Das positive Bild von
Teilhabe und Zeitgenossenschaft, das die katholische Kirche über 
einige Jahrzehnte geboten hat, wird dadurch zerstört." Die 
Messordnung des Konzils von Trient war 1969 im Zuge der 
Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils abgeschafft wor-den.
1984 und 1989 erlaubte Papst Johannes Paul II. die Zelebration in der
alten Form in streng reglementiertem Umfang.
Gerhards kritisierte die jetzt erwartete ausgeweitete Zulassung des 
Tridentinischen Ritus, für den sich besonders die Traditionalisten in
der katholischen Kirche stark gemacht hatten. Die bisherigen 
Ausnahmegenehmigungen seien völlig ausreichend gewesen. "Mich stört 
vor allem die verzerrte Darstellung der liturgischen Erneuerung im 
20. Jahrhundert. Es wird so getan, als hätten damals ein paar 
Experten vom grünen Tisch aus einen Ritus zerstört, den der Heilige 
Geist Papst Gregor dem Großen im 6. Jahrhundert direkt in die Feder 
diktiert hätte. Beides ist Quatsch. Große Teile der Messordnung von 
1570 wurden erst in der Zeit um 1500 so zusammengestellt. Von wegen 
uralt!"
Die Gegner der Liturgiereform in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts
täten so, als ob diese "ein Unfall gewesen wäre und keine legitime 
Fortschreibung der Tradition". In unredlicher Weise würden 
"Karikaturen der neuen Liturgie mit dem Ideal der alten verglichen", 
so Gerhards weiter.

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