Kölner Stadt-Anzeiger: Finanzchef der rheinischen Kirche als Aufseher in Millionenskandal verwickelt
Köln (ots)
Köln. In den Millionen-Skandal der kirchlichen Firma bbz ist die Leitung der Evangelischen Kirche im Rheinland direkt verwickelt. Der Finanzdezernent, Oberkirchenrat Georg Immel, war bis zu seiner Abberufung durch die Kirchenleitung am 4. Oktober Vorsitzender der dreiköpfigen Gesellschafterversammlung. Beides geht aus internen Protokollen der Kirchenleitung hervor, die dem "Kölner Stadt-Anzeiger" vorliegen. Das Aufsichtsgremium des in Bad Dürkheim ansässigen Unternehmens hatte die Jahresabschlüsse seit 2007 nicht beanstandet, obwohl diesen nach Angaben der rheinischen Kirche die erforderlichen Testate ganz oder teilweise fehlten und die Abschlüsse zudem "nicht korrekt aufgestellt und nicht rechtskonform veröffentlicht worden" seien. Unentdeckt blieben Verluste in Millionenhöhe sowie mindestens eine manipulierte Buchung, die Zahlungseingänge vortäuschen sollte, wie der oberste Jurist der rheinischen Kirche, Christian Drägert, mitteilte. Wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" weiter berichtet, berät berät die Kirchenleitung am heutigen Donnerstag unter Vorsitz von Präses Nikolaus Schneider über ihr weiteres Vorgehen. Immel, der derzeit erkrankt ist, gehört als Chef der Abteilung "Finanzen und Vermögen" der Kirchenleitung an.
Die riesige Finanzlücke bei der bbz ist vor allem die Folge hochriskanter und möglicherweise betrügerischer Anlagegeschäfte, die das Unternehmen an den Rand des Ruins brachten. Die Landeskirche musste mit inzwischen 20 Millionen Euro aus ihren Rücklagen einspringen, um eine Insolvenz der kirchlichen Firma mit rund 90 Beschäftigten abzuwenden. Die bisherigen Geschäftsführer Jürgen R. und Doris S. wurden mittlerweile entlassen, ebenso die Prokuristen Sebastian K. und Jürgen P. Nach einer Strafanzeige der Kirche ermittelt die Staatsanwaltschaft Kaiserslautern gegen das frühere Management wegen Kapitalanlagebetrugs. Wegen der "offenkundigen Versäumnisse" der Gesellschafterversammlung wurden auch dessen Mitglieder ausgetauscht. Neben Georg Immel war auch die für Personal-Dienstrecht zuständige Dezernentin Iris Döring mit Stimmrecht in dem Gremium vertreten. Auch sie wurde am 4. Oktober von ihrer Aufgabe in der Gesellschafterversammlung abberufen. Die Kirche prüft nach eigenen Angaben disziplinarische Schritte und Schadenersatzansprüche.
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